TOPP, die WETTE...

Donnerstag, 4. Dezember 2008

TOPP, die Wette – Wie es begann...4

EIERTANZ

Aber es war erregend, die Party war Klasse, das Leben war toll, und eine halbe Stunde später wanderte Irma ins Barzimmer, um sich noch ein Glas Rotwein zu genehmigen. Und um weiter zu überlegen.
Warum überlegte sie überhaupt? Alles war normal, es war Zufall, dass er hier war, und er wollte bestimmt nichts von ihr. Trotzdem sah das Leben auf einmal verheißungsvoll aus, das Blut floss ihr schneller durch die Adern, und sie spürte es förmlich rauschen.
Aber sie musste aufpassen, sie durfte nicht offenkundig nach ihm Ausschau halten, sie würde einfach so tun, als ginge sie das gar nichts an. Und es ging sie ja auch gar nichts an.
Sie goss sich noch ein Glas ein und sah aus den Augenwinkeln, dass Chris gerade hereingekommen war, zusammen mit einem Typen, den sie flüchtig aus dem E-body kannte. Die beiden unterhielten sich angeregt, und Irma schlenderte lässig an ihnen vorbei.
Es sollte schließlich nicht so aussehen, als ob sie vor ihm weglaufen würde. Aber sie musste sich das gut einteilen, mal einfach dableiben und mal einfach abhauen, wenn sie sich über den Weg liefen. Also ganz normal handeln...
Und vor allem musste sie sich von anderen Männern fernhalten. Denn irgendwie hatte sie das Gefühl, als sähe Chris das nicht so gerne, eingebildet und arrogant wie er war. Gut, er hatte sie mit Ralf gesehen, aber Ralf zählte nicht als Mann, obwohl er objektiv gesehen gar nicht schlecht aussah. Und er war der netteste Kerl überhaupt, aber leider war er gar nicht ihr Typ.

„Hallo Irma, mein Schatz!“ Eine dunkle Stimme schreckte sie auf. Oh nein, Bernie! Sie war voll in ihn hineingelaufen. Hoffentlich hatte Chris das nicht gesehen.
Sie packte Bernie beim Ärmel und versuchte, ihn unauffällig aus dem Barzimmer zu lotsen. Aber Bernies massige Gestalt war nicht so einfach weg zu lotsen, es war so, als versuchte man, einen schweren Sack Kartoffeln irgendwohin zu bewegen.
„Was ist denn los mit dir?“ zischte sie ihn leise an. „Und seit wann bin ich dein Schatz?“
„Ich glaube, ich liebe dich, Irma“, Bernie lallte ein wenig. Er hatte vermutlich schon reichlich gesoffen, und wenn er so weitermachte, würde er bald in einer Ecke liegen und schnarchen, und dann hätte sich das Problem gelöst. Mein Gott, bin ich gemein, dachte Irma.
Aber tatsächlich wusste sie nicht mehr, warum sie jemals Gefühle für Bernie gehegt hatte. Mittlerweile argwöhnte sie, dass sie ihren Ex damit ärgern wollte, indem sie mit seinem besten Freund rummachte. Tja, so musste es wohl gewesen sein. Und hoffentlich hatte Chris nichts von diesem Spielchen mitbekommen...
„Sprich doch noch ein bisschen lauter! Da hinten haben sie dich noch nicht gehört!“ Irma warf unauffällig einen Blick hinter sich – und schaute Chris voll in die Augen. Er grinste.
Hilfe, wie peinlich! Sie verzog das Gesicht zu einem nichts sagenden Lächeln, jedenfalls sollte es so aussehen wie ein nichtssagendes Lächeln, aber es geriet wohl eher zu einer Grimasse.
„Du spinnst doch!“ sagte sie zu Bernie. Sie ließ ihn einfach stehen und marschierte aus dem Zimmer heraus.
Und plötzlich fiel ihr wieder ein, was sie vor ein paar Wochen zu Chris gesagt hatte, nämlich: Jeder der mit mir schläft, verliebt sich in mich! Ha! Jetzt konnte der Blödmann mit eigenen Augen sehen, dass es stimmte. Na ja, ein bisschen stimmte. Manchmal...

Fortsetzung nöö, aber wer wissen will, wie's weitergeht, der schaue HIER>>>

Montag, 1. Dezember 2008

TOPP, die Wette – Wie es begann...3

SCHOCK

Erst traf sie Ralf wieder und kurz danach Anna und Markus. Man beschloss, sich auf die überdachte Terrasse zu setzen, weil es da relativ leer und ruhig war.
Man unterhielt sich, und es war nett.
Der Grill kokelte vor sich hin, irgendein Saufbold aus Karels Kneipe hielt ihn im Gang und grillte jede Menge Koteletts, Würstchen und Gemüse. Daneben stand der Tisch mit dem Büffet, das immer noch ganz gut aussah, obwohl schon große Lücken in der Deko klafften, man hatte sie teilweise einfach aufgefuttert.
Irma lud sich ein wenig Brot, Tzaziki, Oliven, mit Frischkäse gefüllte Pfefferschoten und Tomaten auf einen Pappteller, stellte sich den Teller vorsichtig auf den Schoß und fing genüsslich an zu essen.
„Der Tisch sieht toll aus!“ Anna bewunderte die ausgefallene Deko, und Irma gab zu, dass sie es gewesen war, die das verbockt hatte.
„Wie kommst du nur auf solche Ideen?“
„Weiß ich auch nicht“, sagte Irma und steckte sich eine dicke mit Knoblauch gefüllte Olive in den Mund. Vielleicht sollte sie ja besser keinen Knoblauch essen. Ach Quatsch, war ja sowieso kein Mann in Sicht, und das war auch besser so. Im Moment schien sie nicht viel Glück mit Männern zu haben…
Man unterhielt sich über Musik, über die Arbeit – und irgendwann kam das Gespräch auf Irmas Ex, über den Ralf sich gar nicht nett äußerte. „Sei froh, dass du den Arsch los bist“, sagte er.
Anna und Markus waren allerdings anderer Ansicht. Sie hofften immer noch, Irmas Trennung von Oliver wäre nur vorübergehend, und sie würde wieder mit ihm zusammen kommen.
Reines Wunschdenken, wie Irma fand.
„Das ist doch ein Vollidiot!“ meinte Ralf verächtlich. Ralf war ein netter Kerl, ein guter Freund und vor allem unglaublich verlässlich.
„Ich glaube, du und Oliver, ihr gehört zusammen“, sagte Anna, und ihr Freund Markus haute in die gleichen Tasten: „Ihr beide seid doch ein eingespieltes Team!“
Irma war verblüfft. So sahen die das? Das war absolut unrealistisch, es war vorbei, und sie war froh, dass es vorbei war.
Sie sagte nichts dazu, sondern starrte auf den großen Tisch mit dem kalten Büffet, ohne ihn wirklich zu sehen. Natürlich wünschten sich Anna und Markus, dass alles wie früher wäre, die gegenseitigen Besuche, die gemeinsamen Unternehmungen, eben die Sachen, die zwei Pärchen miteinander trieben... Aber es war endgültig vorbei, und sie würden sich an den Gedanken gewöhnen müssen.
Irma starrte immer noch auf den Tisch, ohne ihn zu sehen.
Und dann auf einmal sah sie ihn doch, den Tisch, weil da nämlich jemand stand. Es war ein großer Mann mit langem lockigen Haar, er hatte eine saugute Figur und sah irgendwie aus wie ein Seeräuber…
Nein, das war doch nicht? Oder etwa doch? Irma konnte ihre Augen nicht von diesem Anblick losreißen.
Und als ob er ihren Blick gefühlt hatte, drehte der Kerl sich um und sah ihr voll in die Augen. Er grinste und kam auf sie zu, während sie wie gelähmt auf ihrem Stuhl saß. Nein, das konnte nicht sein. Wie kam er hierhin? Oder hatte er das arrangiert?
Wäre ihm zuzutrauen, dem Drecksack... Obwohl... Nein, es konnte nicht sein, es war reiner Zufall. So anziehend war sie nicht, um so einen Typen... Obwohl sie manchmal ziemlich anziehend war... Und wie lange war er schon da? Hatte er das Gespräch mitbekommen? Ach Quatsch, das interessierte ihn bestimmt nicht.
Er kam unaufhaltsam auf sie zu, beugte sich zu ihr herab, drückte ihr flüchtig einen Kuss auf die Stirn und sagte: „Hallo Irma!“
Irmas Mund stand leicht offen, sie glotzte ihn fassungslos an und sagte auch etwas ähnliches wie „Hallo“. Fast wäre ihr dabei der Teller mit den Vorspeisen vom Schoß gefallen.
Aber schon drehte er sich weg, ging wieder zum Büffet, packte sich irgendwas auf einen Teller, gönnte ihr noch ein flüchtiges Lächeln – und verschwand im Haus.
„Huch, was war das denn?“ fragte Anna erstaunt.
„Er ist Lehrer“, antwortete Irma zerstreut. Und Anna, die wohl in dieser Aussage keinerlei Zusammenhang mit ihrer Frage erkannte, schaute sie verblüfft an.
Irma ignorierte die neugierigen Blicke, die Ralf, Anna und sogar Markus ihr zuwarfen. Wie sollte sie denen das erklären? Sie konnte es sich ja selber nicht erklären, und es war besser, wenn sie nichts von dieser blöden Geschichte wussten.
Tatsächlich war sie ein wenig durcheinander, und das machte sie ziemlich fertig. Wie konnte das passieren? Sie hatte sich ja total von dem Kerl überrumpeln lassen. Peinlich, peinlich.
Ihre Freunde hielten jedenfalls die Klappe und ließen sie in Ruhe, während sie krampfhaft versuchte, ihre Unsicherheit in den Griff zu kriegen. Und es funktionierte einigermaßen. Irma dachte noch einmal nach und kam zu dem Schluss, dass seine Anwesenheit bestimmt Zufall war. Und darauf konnte sie sich einstellen. Die Stadt war nicht so groß, dass man sich nicht über den Weg laufen konnte. Wenn’s aber kein Zufall war, dann würde sie das schon merken. Jetzt kannte sie ihn ja und würde nicht mehr auf ihn reinfallen – und auf seinen Charme auch nicht, falls er den raushängen lassen sollte.
Und wenn, dann wollte er sowieso nur das eine. Okay, das wollte sie auch, sie wollte unbedingt wissen, wie er im Bett war. Wenn er so gut war, wie er aussah, dann war es bestimmt überwältigend. Aber nein, die meisten gut aussehenden Männer benahmen sich im Bett wie elende Stümper. Sie hielten es wohl nicht für nötig, ein bisschen was für die Frau zu tun. Irma musste kichern. Anna schaute sie befremdet an, aber Irma bemerkte es gar nicht, sondern dachte weiter nach: Bernie sah ja auch gut aus, auf eine massive Weise irgendwie, aber im Bett? Heiliger Strohsack! Nur das eine, nämlich rein-raus, und er fand das auch noch normal! Aber Chris traute sie mehr zu. Falls er sie überhaupt wollte, es waren ja so viele hübsche Frauen hier, und er hatte die freie Auswahl...

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Samstag, 29. November 2008

TOPP, die Wette – Wie es begann...2

DIE PARTY

Eigentlich hatte Irma überhaupt keine Lust, auf die Party zu gehen. Wozu auch? Man lernte ja sowieso nix Gescheites kennen, den Zahn hatte sie sich mittlerweile abgeschminkt, oder hieß es gezogen? Und wenn sie mal was ‚Gescheites’ kennen lernte, dann entpuppte es sich als unverschämtes Monster. Wie dieser Chris vor ein paar Wochen, dieser Hai in der Maske des guten Freundes, der spät in der Nacht seine Beute in den Kneipen der Großstadt schlug. Sie hatte doch tatsächlich gedacht, er würde etwas für sie empfinden. Aber auch den Zahn hatte sie sich abgeschminkt oder gezogen. Wie auch immer...

Karel, der Wirt vom E-body, ihrer Stammkneipe gab die Party, Irma als Stammgast war natürlich dazu eingeladen, und mit Maja, der Wirtin war sie sowieso gut befreundet.
Sie hatte versprochen, ein wenig bei den Vorbereitungen für die Party mitzuhelfen. Also baute sie schon am Samstag nachmittag das kalte Büffet auf, sie schnitt Salate, Zwiebeln und Knoblauch, bereitete verschiedene Salatsoßen zu und versuchte, Steaks, Koteletts und anderes Grillzeugs mit Öl, Gewürzen und Kräutern zu marinieren, damit es nicht so schlimm schmeckte wie die fertig gekauften Sachen. Sie dekorierte den langen Tisch auf der Terrasse mit Trockenblumen, Petersilie und Tomaten und platzierte überall Stapel von bunten Papptellern mit Geschirr und Servietten, damit sie gut erreichbar waren. Sie stellte verschiedene Soßen hin, außerdem Zaziki, Taramas, Oliven, gefüllte und ungefüllte Pfefferschoten und andere leckere Sachen.
Es machte ihr richtig Spaß. Bestimmt waren diese Vorbereitungen befriedigender als die Party selber. Und nebenbei quatschte sie ein bisschen mit Maja, der blonden schwedischen Wirtin. Maja fühlte sich nicht gerade glücklich mit ihren Gatten Karel, war ja auch kein Wunder – Karel soff manchmal wie ein Loch, war ein so genannter Quartalssäufer, der monatelang trocken war, aber dann auf einmal ausflippte... Über kurz oder lang würde diese Ehe wohl scheitern, dachte Irma, aber das wollte sie Maja nicht so direkt sagen.
Spät am Nachmittag ging Irma nach Hause, um sich erst ein wenig zu entspannen und sich dann gemütlich in die Badewanne zu legen. Maja hatte ihr jede Menge Nahrung aufgedrängt – alles was nicht mehr aufs Büffet passte – ihr Kühlschrank war voll, und sie konnte mindestens zwei Tage davon leben, ohne die Wohnung verlassen zu müssen...
Und sie wusste immer noch nicht, ob sie zur Party gehen sollte. Vielleicht, wenn Freundin Jessi da wäre. Aber die war gerade in Urlaub gefahren und würde erst in drei Wochen zurückkommen.

Gerade als sie aus der Badewanne stieg, rief ihr bester Freund an und fragte: „Bist du schon fertig?“
„Ich weiß nicht, ob ich gehen soll“, stöhnte Irma unentschlossen.
„Stell’ dich nicht so an. Wenn’s nicht gut ist, kannst du ja wieder gehen. Und so weit ist es ja nicht...“
Irma fühlte sich immer noch zwiespältig „Ich kämpfe noch mit mir, aber vielleicht komme ich ja doch...“ Ralf war wirklich ein guter Freund, sie schnitt ihm immer die Haare, und er versorgte sie mit guten MP3s, nicht ganz legal natürlich, aber mein Gott...
Kurz danach rief Anna an. Anna war Teil eines Pärchens, und der männliche Teil hieß Markus. Die beiden waren echt nett, Irma kannte sie schon seit Jahren, und man besuchte sich oft gegenseitig. Früher war ihr Ex immer dabei gewesen. Von wegen früher, das war gerade mal ein paar Monate her... „Sollen wir dich abholen?“ fragte Anna.
„Nein nein, das muss nicht sein, und ich weiß auch gar nicht, ob ich überhaupt hingehe...“
„Quatsch, wir holen dich gleich ab!“
Und Irma gab sich schließlich geschlagen. Es gab kein Entrinnen. Sie musste wohl zu dieser Party.
~~~~~~~~~~~
Das Haus von Karel und Maja war ziemlich groß und hatte einen riesigen Garten. Leider spielte das Wetter nicht richtig mit, und fast alle Leute trieben sich drinnen herum. In einem Raum konnte man tanzen, in dem anderen befand sich eine richtige Bar, und wer Lust hatte, konnte im oberen Stockwerk Videos schauen.
Irma hatte Lust, ein wenig zu tanzen. Sie schenkte sich an der Bar ein Glas Rotwein ein, denn Selbstbedienung war angesagt. Sie ging in den Tanzraum und lauschte der Musik. Die Musik war natürlich wie immer... alt. Karel hatte wirklich einen Gruftie-Geschmack. Er stand auf die Stones, auf Trini Lopez und auf Roxy Music, und genau die spielte er auch immer in seiner Kneipe, dem E-body. Selbst hartgesottene Stammgäste verfluchten den Musikgeschmack des Wirts und waren froh, wenn er mal nicht da war.
Tanzen zu dieser Musik war nicht sehr verlockend, also ließ Irma ihre Blicke schweifen. Natürlich war nichts Gescheites an Männern da, die guten waren alle schon vergeben, und die anderen waren eben nicht gut. Aber das machte nichts, sie konnte sich auch so amüsieren. Es war besser, wenn man keine Hoffnungen hatte.
Also tanzte sie doch ein bisschen, ausnahmsweise wurde nämlich was Neues gespielt, irgendwas aus den Achtzigern – das war wirklich extrem neu für Karels Verhältnisse, und auch extrem gut zum Tanzen.
Danach machte sie eine Runde durch das ganze Haus, um Bekannte zu begrüßen. Ach du lieber Himmel, da war Bernie, der Freund von ihrem Ex, auf den sie mal scharf war. Aber irgendwie hatte es nicht mit ihm geklappt. Bernie sah sie, kam freudestrahlend auf sie zu und versuchte sie zu umarmen. Aber Irma wich vor ihm zurück, jetzt wollte sie ihn nicht mehr, und sie wusste auch nicht, was sie jemals an ihm gefunden hatte. Aber war schon komisch: Als SIE ihn noch wollte, da wollte ER sie nicht. Sie hatten zwar miteinander gepennt, aber es war sehr seltsam und überhaupt nicht befriedigend gewesen. Hinterher hatte er so einen Quatsch über Transzendentale Meditation erzählt. Voll furchtbar, und dann war er abgehauen und hatte sie auch nicht mehr angerufen. Vielleicht war sie ein bisschen zu aktiv gewesen, sie wollte es erzwingen, dass er sich in sie verliebte. Und das mochten die Männer vielleicht nicht.
Sie wanderte weiter. Karel, der Wirt sah trotz der relativ frühen Stunde schon ziemlich angeschickert aus. Aber damit sollte sich seine Frau auseinandersetzen.

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Donnerstag, 20. November 2008

TOPP, die Wette – Wie es begann...1

Eigentlich hatte ich schon über das Ende geschrieben, aber der Anfang ist auch recht interessant...

PROLOG

Es war kurz vor drei Uhr morgens, also kurz vorm Rausschmiss. Sie stand alleine vor der fast leeren Tanzfläche und grübelte vor sich hin. Über ihr Leben – und wieso sie noch nie einen Mann getroffen hatte, in den sie sich rückhaltlos verlieben konnte. Und sie dachte über ihre Trennung vom Ex nach, die Trennung war richtig gewesen. Absolut richtig. Trotzdem fühlte sie sich etwas verlassen, aber das war natürlich Quatsch, sie hatte jetzt die absolute Freiheit alles zu tun, was sie wollte. Und sie hatte schon einiges getan in den letzten Monaten. Verrückte Sachen unüberlegte Sachen... Aber irgendwie war alles in die Hose gegangen, irgendetwas stimmte nicht mit ihr, denn auch Bernie, den sie unbedingt haben wollte, sprang nicht so richtig auf sie an. Das mit ihm war eine einzige Katastrophe, vor allem im Bett. Und danach war er einfach abgehauen und hatte sich auch nicht mehr gemeldet. Den konnte sie wohl vergessen, aber es hatte wehgetan. Warum? Allmählich dämmerte ihr, dass es so wehtat, weil sie sich in ihrer Eitelkeit gekränkt fühlte. Oh nein, vielleicht sollte sie sich erst einmal von Männern fernhalten, bis sich ihr Geisteszustand normalisiert hatte...
Ich bin jetzt zwar frei, aber auch vogelfrei, grübelte sie wehmütig weiter - und sie bemitleidete sich deswegen ein wenig.
Just in diesem Augenblick quatschte sie jemand von der Seite her an. Sie blickte nach rechts. Der kann mich nicht meinen, dachte sie erstaunt. Sie schaute also vorsichtshalber nach links, aber da stand niemand. Oh Wunder, er meinte sie doch!
Er sah überwältigend aus mit seiner imposanten Größe, er war so verständnisvoll und nett, und sie lachten über die gleichen Dinge. Obwohl sie hinterher gar nicht wusste, worüber sie sich eigentlich unterhalten hatten. Er legte seinen Arm um sie, und sie schmiegte sich an ihn. Irgendetwas war an ihm, das sie bisher noch nie erlebt hatte, etwas Vertrauenswürdiges, und sein Körper erschien ihr wie die Ergänzung zu ihrem eigenen. Er erzählte ihr, dass er Biologie und Chemie studiert hatte und dass er bald Lehrer sein würde. Auch das war so vertrauenswürdig.
Hand in Hand gingen sie zu ihr nach Hause. Sie tranken Rotwein und hörten Musik. Und wieder unterhielten sie sich, aber es gab keine Berührungen mehr, er saß auch nicht mehr nahe bei ihr, und Irma fühlte sich ein bisschen verunsichert.
Bis sie dann irgendwann in die Küche gingen. Irma lehnte sich an die Arbeitsplatte und er fasste sie um ihre Taille. Sie dachte nur noch daran, dass er sie gleich küssen würde, sie sah ihn wie gebannt an, und ihre Lippen öffneten sich erwartungsvoll.
Aber anstatt sie zu küssen sagte er: „Lass’ uns ins Bett gehen“, und deutete lässig mit der Hand in Richtung Schlafzimmer.
Schock! Irma wollte ihren Ohren nicht trauen. Warum war er so beschissen direkt? Was sollte das?
„Nein, will ich nicht!“ sagte sie heftig. Eigentlich wollte sie ja doch, aber nicht so. Es sollte schon ein bisschen netter ablaufen...
„Stell’ dich nicht so an!“ Bei diesen Worten grinste er böse. „Letztens bin ich mit der Freundin eines Kollegen ins Bett gegangen, und hinterher habe ich den Arm um sie gelegt, und sie hat mir von ihren Problemen erzählt...“
Irma starrte ihn fassungslos an. Was sollte das? Warum sagte er das? Bis es ihr endlich klar wurde: Er wollte nur mit ihr pennen und sie außerdem noch demütigen, indem er ihr von anderen Frauen erzählte. Das tat weh, und das konnte sie sich nicht gefallen lassen.
Die darauf folgende verbale Auseinandersetzung war nicht von schlechten Eltern, und Irma machte den Anfang:
„Ich hab’ aber keine Probleme, und außerdem wäre es sowieso viel zu gefährlich für dich, mit mir zu schlafen!“ In einem Winkel ihres Gehirns fragte Irma sich, was sie da überhaupt von sich gab, aber sie konnte es nicht steuern, es war wie ein Programm, das vollautomatisch ablief.
„Und wieso bitte?“ Seine Stimme klang amüsiert.
„Jeder Mann, der mit mir schläft, verliebt sich in mich.“ Diese Worte verließen ungehindert ihren Mund, und sie staunte selber darüber. Es war natürlich völliger Schwachsinn.
Und tatsächlich glotzte er sie daraufhin ungläubig an und schnaubte verächtlich. Bis jetzt hielt er sie immer noch um die Taille gefasst, aber nun ließ er sie los und trat einen Schritt zurück.
Und sie spürte es als schmerzlichen Verlust. Wieso standen sie sich auf einmal als Feinde gegenüber? Konnte man sich in ein paar Stunden so an den Körper eines Mannes gewöhnen? Das war doch alles nicht normal!
„Und außerdem“, ihr Mund konnte nicht aufhören, Blödsinn zu erzählen, „bin ich sowieso frigide!“ Obwohl, so blödsinnig war das gar nicht, denn beim ersten Mal hatte sie immer ihre Probleme, und beim zweiten und beim dritten auch. So wie letztens bei Bernie, er war der Freund von ihrem Ex, und sie wollte ihn erobern. Aber es klappte einfach nicht...
Das war wohl ein bisschen zuviel für ihn, denn er fing an zu lachen und konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen.
Bis ihr schließlich der Kragen platzte und sie ihn anblaffte: „Wenn du’s nicht glaubst, dann kannst du ja abhauen!“
„Natürlich glaube ich das nicht“, sagte er mit gefährlich ruhiger Stimme, und seine Augen glitzerten irgendwie. „Aber ich könnte dir ja mal zeigen, wie das geht. Ich würde dich lecken, bis du mich anflehst, dich zu…“
„Halt’ die Klappe! Halt’ ja die Klappe!“ Irma hörte ihre Stimme wie durch einen Nebel hindurch, sie klang laut und hysterisch. Aber noch schlimmer war, sie stellte es sich vor, wie er sie zuerst leckte und dann, na ja... Und es machte sie an! Gewisse Teile ihres Körpers gerieten dadurch in Hitze. Warum musste sie sich das vorstellen? Das war ja krank! So was von krank! Und ihre eigene Fantasie trieb ihr vor Zorn das Blut in die Wangen.
Am liebsten hätte sie ihm in seine... Teile getreten, die bestimmt schon so wahnsinnig viele Frauen beglückt hatten. Aber das würde er sich bestimmt nicht gefallen lassen.
Also schmiss sie ihn hinaus, obwohl es ihr weh tat. Warum tat es weh? Keine Ahnung. Jedenfalls schmiss sie ihn hinaus mit den Worten: „Hau’ bloß ab und lass’ dich nie wieder hier blicken!“
Und er ging, nicht ohne ihr vorher einen mörderischen Blick zugeworfen zu haben, der sie erschütterte. Was wollte er? Was hatte sie ihm getan? Was war passiert?
Irma war nun wirklich zutiefst verunsichert. Aber dieser Zustand hielt nicht lange an. Okay, die Sache war gelaufen. Sie dachte kaum noch an ihn, obwohl sie manchmal einen Schreck kriegte, wenn sie irgendwo einen sehr großen Mann sah. Aber es stellte sich immer heraus, dass er es nicht war. Gott sei Dank! Und auch in der Disco traf sie ihn nie mehr.
Also vergiss ihn, Irma! Er ist nicht dein Ding.
Und Irma vergaß ihn allmählich, oder zumindest dachte sie, sie würde ihn allmählich vergessen. Aber daran, wie sie von nun an die Männer taxierte, nämlich nach Größe, Aussehen und Ausstrahlung, stellte sie fest, dass er ein fester Bestandteil ihrer unbewussten Gedanken geworden war. Doch das fand sie nicht weiter beunruhigend.

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Montag, 22. September 2008

TOPP, die Wette... Teil 14

Irgendwann zwischen Ende und Anfang:

Wo zum Geier war sein Auto? Irma befiel eine mittelschwere Panik. Es standen so viele parkende Autos auf der Straße, und im Dunkeln und im Regen sahen die alle gleich aus. Oder war er schon weg? Bitte nicht! Dann hörte sie, wie ein Motor angelassen wurde, sah Scheinwerfer aufleuchten. Das musste er sein! Und sie rannte drauf los.
Sie drängte sich an die Beifahrertür und klopfte heftig an die Scheibe. Mach’ die Tür auf, mach’ bitte die Tür auf, dachte sie.
Er schaute zu ihr hin – er schien überhaupt nicht überrascht zu sein, sie zu sehen – dann beugte er sich herüber und öffnete die Tür. Sie stieg ins Auto und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen. „Die Tür war offen!“ sagte er und stellte den Motor ab.
„Oh...“ Irma kam sich ein bisschen blöd vor.
„Und was willst du?“ fragte er. Seine Stimme klang nicht gerade begeistert, und Irma starrte ihn an. Fast kamen ihr wieder die Tränen. Was sollte sie tun, irgendetwas musste sie sagen…
„Ich will nicht, dass du gehst“, brachte sie schließlich mühsam hervor. Sie zog ihre Beine hoch und umschlang sie mit den Armen. Ihr rechter kleiner Zeh tat weh.
„Ach! Und WARUM willst du das nicht?“
Himmeldonnerwetternochmal, er wollte sie wohl quälen. „Ich wwweiß jetzt, dass…“ stammelte sie und brach ab. Sie konnte es einfach nicht sagen. Warum eigentlich nicht? Beim Sex mit ihm hatte sie schon soviel schweinische Sachen von sich gegeben, und das mit den Gefühlen brachte sie nicht über die Lippen?
„Du musst es mir schon sagen.“ Chris schaute sie forschend an. „Warum willst du nicht, dass ich gehe?“
„Weil ich… Weil...“ Nein, es ging nicht! Sie sah ihn hilflos an. Er hatte den Blick von ihr abgewendet und schaute auf die Straße. Was war los, hatte er sie etwa verarscht? Hastig wanderten ihre Gedanken zurück, und ihr fiel ein, dass er nur über eine dritte Person erzählt hatte, von ihm selbst war nie die Rede gewesen. Das Blut schoss ihr in die Wangen, und sie saß da wie gelähmt. Er hatte ihr ein Märchen erzählt. Und sie war drauf reingefallen!
Sie schüttelte ihre Lähmung ab und sah ihn empört an. Alles war gelogen! Und was machte sie überhaupt hier? Antwort: Sie rannte einem Kerl hinterher, der sie nicht haben wollte. Verunsichert drückte sie den Türgriff hinunter. Sollte sie aussteigen? Eigentlich wollte sie es ja nicht, aber es blieb ihr nichts anderes übrig.
Sie hatte schon einen Fuß auf der Straße, da fühlte sie, wie jemand sie am T-Shirt festhielt und fast im gleichen Augenblick befand sie wieder im Auto.
„Was zum Teufel...“
„Ach halt die Klappe, Irma“, sagte Chris überaus frech – und nahm sie in seine Arme.
Irma war so geschockt durch seine unerwartete Nähe, dass sie es sich gefallen ließ. Und es war angenehm, sehr angenehm. Sie legte den Kopf an seine Schulter und atmete seinen Geruch ein, während er beruhigend ihren Rücken streichelte, als wäre sie eine aufgebrachte Katze. Und tatsächlich fühlte sie, wie ihr Zorn sich legte. Sie war hier, sie war bei Chris, und alles andere war egal. Sie legte ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn zärtlich, auf die Augen, auf die Nase und dann auf den Mund. Vielleicht konnte sie ihm ja so zeigen, was sie für ihn empfand.
„Du bist ganz schön stur, gelle?“ Chris schob sie von sich.
„Was, wie...“ Er sollte sie wieder in den Arm nehmen.
„Na sag’ schon, dass du mich magst...“
Seine Hände wanderten unter ihr dünnes T-Shirt – und sie fing an zu zittern und versuchte, ihm noch näher zu kommen.
„Ich hab’s kaum ausgehalten ohne dich...“ Chris’ Stimme klang rau. Er schob ihr T-Shirt hoch und fing an, ihre Brüste zu küssen.
„Ich auch nicht“, keuchte Irma. Ihr Körper wand sich unter seinen Lippen, und sie konnte kaum sprechen. „Und verdammt noch mal, ich mag dich, du Blödmann, ja, ich mag’ dich...“ stieß sie hervor.
„Gut! Dann sollten wir jetzt besser reingehen, sonst breche ich mir noch das Kreuz.“
„Du bist ja schon ein alter Mann, aber ich mag dich trotzdem.“
„Und du bist wirklich ein unverschämtes Weib, ich weiß nicht, was ich an dir finde...“
„Weiß ich auch nicht. Vielleicht weil ich verrückt... nach dir... bin?“
„Ach ja? Du bist verrückt nach mir? Danach etwa?“ Chris ließ seine Zunge langsam tiefer über ihre samtweiche Haut gleiten, während seine Hände ihre Brüste streichelten.
„Danach, ja...“ Irma stöhnte auf. „Aber nicht nur...“
„Dann bin ich ja beruhigt!“ Chris lachte und ließ sie los.
Irma sah ihn entsetzt an. Was würde er tun? Schluss machen?
Er stieg aus, ging um das Auto herum und öffnete die Beifahrertür für sie. Das hatte er noch nie getan. Irma kletterte sprachlos aus dem Wagen, aber schon beim ersten Schritt tat der kleine Zeh furchtbar weh, und sie fing an zu humpeln.
Chris schaute sich das ein paar Sekunden lang an, dann hievte er sich Irma kurzentschlossen über die Schulter. „Als erstes werden wir mal deinen Fuß verarzten“, sagte er. „Und dann werden wir…“
„Ja was denn?“ Irma machte große Augen.
„Wirst du schon spüren.“ Chris lachte, während er sie über die Schwelle trug, und Irma kam sich vor wie eine Braut. Fast jedenfalls...

ENDE – ANFANG? © Iggy 2008

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Freitag, 19. September 2008

TOPP, die Wette... Teil 13

Ein bisschen später am Samstag Abend:

„Sie warf ihn tatsächlich hinaus...
Er war stinksauer! Keine Frau hatte ihn jemals hinausgeworfen, keine Frau hatte ihn jemals so in Rage gebracht. Und er schwor sich, ihr das heimzuzahlen. Er wusste nur nicht, wie und wann.
Ein paar Wochen später kam die Gelegenheit. Er war leicht für ihn, auf die Party eingeladen zu werden, zu der sie auch kommen würde.
Und dieses Mal ging es. Er schlief mit ihr, und es war grandios. Es lief ohne jede Zärtlichkeit ab, er wollte es so, und anscheinend wollte sie es auch so. Aber ihre Leidenschaft und Hingabe waren auch ohne Zärtlichkeit überwältigend.“ Chris macht eine Pause und sieht nachdenklich aus dem Fenster, bevor er weiterspricht.

„Er dachte, die Sache wäre erledigt. Er hatte sie gekriegt, es musste erledigt sein! Aber es war wohl doch nicht erledigt, er war immer noch wütend auf sie. Er rief sie an, und sie landeten wieder im Bett. Wieder lief es fantastisch, und man traf sich danach einmal in der Woche. Nicht mehr aber auch nicht weniger, wie er dachte.
Und er empfand immer noch dieses sonderbare Gefühl, diese Mischung aus Zorn und etwas Unbekanntem. Und dieses Türschild mit dem Männernamen neben ihrem, das machte ihn einfach fertig. Immer wenn er es sah, durchzuckte ihn etwas, er wusste nicht, wie er es nennen sollte. Und wieso trafen sie sich meistens in seiner Wohnung? Was trieb sie so? War sie immer noch mit dem Typen zusammen? Wohnte er etwa noch bei ihr? Und diese Gedanken machten ihn so zornig, dass er diesen Zorn durch andere Frauen auslöschen wollte. Aber er tat es nicht. Er konnte es nicht. Er wollte nur sie, sie war die einzige Frau, die ihn beschäftigte, er wollte sie demütigen, sie sollte sich ihn verlieben, dann wäre alles vorbei und er könnte abhauen und sein altes Leben wieder aufnehmen, diese Mischung aus Freiheit, sehr viel Egoismus und unverbindlichem Sex...
Er war wirklich verrückt, dieser Mann, vollkommen durchgeknallt und so absolut auf sein dämliches kleines Ich bezogen, so rachsüchtig und so blind...“ Chris stöhnt unmerklich auf und schüttelt den Kopf, bevor er mit seiner seltsamen Erzählung fortfährt.

„Aber natürlich verliebte sie sich nicht in ihn...Und der Zorn, den er am Anfang gespürt hatte, der verschwand irgendwann. Zurück blieb eine Mischung aus Schmerz, Begehren und Verwirrung. Und so etwas hatte er noch nie gefühlt.“ Chris lässt sich langsam auf das Sofa fallen. Er schaut Irma nicht an, als er stockend weiter spricht.

„Und allmählich fing er an, etwas zu vermissen. Er stellte sich vor, wie es wohl wäre, wenn diese Schranke zwischen ihnen fallen würde. Und er wünschte sich, dass sie ihn brauchte, nicht nur im Bett. Dass sie ihn einfach mal küssen würde, einfach nur so. Dass sie ihn um Rat fragen oder ihm von ihren Problemen erzählen würde.
Er wünschte sich, dass sie ihn liebte. Aber warum?
Die Erkenntnis war schwer, aber irgendwann hatte er kapiert, was mit ihm los war. Sie war viel mehr für ihn als nur eine Bettsache. Es war eine vollkommen neue Erfahrung für ihn, und es tat weh... Er hatte bis jetzt nicht gewusst, wie weh Liebe tun konnte. Das gab es nur bei anderen, aber doch nicht bei ihm. Und er hatte Angst, es ihr zu sagen. Hatte Angst vor ihrem Spott und ihrer Zurückweisung...“

Was erzählt er da überhaupt? Doch nicht von ihr? Das kann nicht sein. Irma wirft einen verstohlenen Blick auf ihn. Er schaut zerstreut auf seine Hände und bewegt sie nervös. Er sieht unglücklich aus, und sie verspürt den brennenden Wunsch, ihn zu trösten. Er greift sich unbehaglich an seinen Nacken, er hat immer Probleme mit seiner Nackenmuskulatur, es kommt von seiner Größe, und wieder verspürt sie den Wunsch, ihn zu trösten, ihn sanft zu massieren und seinen Schmerz wegzuküssen, aber sie traut sich nicht.

„Er gab ihr die Schlüssel von seiner Wohnung in der Hoffnung, sie würde einfach mal vorbeischauen oder vielleicht schon da sein, wenn er nach Hause kam. Aber natürlich benutzte sie die Schlüssel nicht. Nichts änderte sich, alles stagnierte, und er fühlte, dass er dabei war, sie aufzugeben, denn so konnte er nicht weitermachen. Er kam sich vor wie eine gut geölte Maschine, die ihr die körperlichen Freuden verschaffte, die sie von ihm haben wollte. Was anders wollte sie wohl nicht von ihm. Und das konnte er auf Dauer nicht ertragen...“

Irma hört mittlerweile gebannt zu. Er will sie bestimmt veräppeln, was anderes ist nicht möglich. Es kann nicht sein, dass er sich benutzt fühlt. So ein Blödsinn! Er hat ja keine Ahnung...

„Aber eines Tages ergab sich die Gelegenheit, längere Zeit mit ihr zu verbringen. Ein ganzes Wochende! Und er hegte die irrsinnige Hoffnung, dass sich etwas ändern würde.
Aber der Zeitpunkt war absolut schlecht. Sein Vater war kurz vorher ins Krankenhaus eingeliefert worden, er machte sich große Sorgen um ihn und war nicht ganz bei der Sache. Trotzdem genoss er die Zeit mit ihr, obwohl sie ihn fast zur Weißglut trieb. Er ließ sich sogar dazu hinreißen, ihr weh zu tun. Was für ein Idiot er doch war!“ Chris schüttelt wieder den Kopf. Dann spricht er hastig weiter, als ob er zum Ende kommen will.
„Er hatte seiner Schwester ihre Telefonnummer gegeben für den Notfall. Und tatsächlich rief Irene an, sein Vater war notoperiert worden, und er wollte schauen, wie es seinem alten Herrn so ging.
Tja... Und als er davon zurückkam, da machte sie Schluss mit ihm.“

Chris erhebt sich langsam. Er schaut sie einen kurzen Moment lang fragend an, und es sieht aus, als will er noch etwas sagen. Aber er sagt nichts. Dann strafft sich seine Gestalt, und er geht. Hinter ihm fällt die Wohnungstür leise ins Schloss.

Er ist weg. Irma fühlt sich wie gelähmt. Seltsam, sie besitzt einen Schlüssel von ihm, sie hat ihn natürlich nie benutzt, hat Angst gehabt, irgendwo reinzuplatzen, hat Angst gehabt vor seinem spöttischen Grinsen, wenn sie sehen würde, wie er mit einer anderen... Scheiße, Scheiße, Scheiße! Der Schlüssel! Sie hat den Schlüssel. Und es ist der Schlüssel zu ihm.
Vielleicht haben seine Freunde sie deswegen immer so merkwürdig angeglotzt, weil er kaum eine andere Frau mit zu sich nach Hause genommen hat. Sie ist vielleicht die erste, die öfter...
Unmöglich! Aber wenn doch? Und sein Verhalten an diesem Wochenende... Er wollte gar nicht gewinnen, und er wollte auch nicht, dass sie gewann. Wollte er einfach nur mit ihr zusammen sein? Und dieses Reizwort Irene, die Frau, die bei ihr angerufen hat. Chris mag keine Handys und er hat auch keins. Wenn das wirklich stimmt, wenn sie seine Schwester ist und sein Vater krank ist? Kann es wirklich sein? Mühsam bringt sie alles in einen Zusammenhang.
Was muss es ihn gekostet haben, ihr das zu sagen. Bei seinem ausgeprägten Stolz. Und was hat sie ihm eigentlich erzählt? Nichts über ihre Gefühle, sondern nur blödes hochtrabendes Zeug über ihre gekränkte Eitelkeit. Sie hat nichts zugegeben, ist stur wie immer gewesen bis zum letzten Augenblick. Sie ist ja so... feige! Während er alles gesagt hat, was er wohl fühlt. Fühlt er das wirklich? Wenn ja, oh Gott! Er mag sie, und sie hat alles kaputt gemacht. Sie ist furchtbar, sie ist grausam, sie ist total bescheuert. Wie muss er sich gefühlt haben an diesem Wochenende, mit dem Vater im Krankenhaus und einer Verrückten, die ihn folterte...

„Chris! Warte!“ ruft sie und springt auf. Sie stößt mit dem nackten Fuß ans Tischbein, aber sie spürt den Schmerz nicht.

Ende Teil 13 © Iggy 2008

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Mittwoch, 17. September 2008

TOPP, die Wette... Teil 12

Samstag ganz spät am Abend

Sie holt tief Luft, als sie erkennt, wer da hinter ihr steht.
Es ist Chris.
„Was willst du hier?“ fragt sie, und ihre Mundwinkel zittern wieder.
„Ich hab’ doch gesagt, dass ich komme. Wo warst du? Und was ist eigentlich los?“
„Ich muss mit dir reden“, sagt Irma kraftlos und schließt die Tür auf. Chris folgt ihr und geht wortlos ins Wohnzimmer.
Irma holt sich ein Handtuch aus dem Bad und frottiert ihre Haare, damit sie wenigstens wieder gucken kann. Dann schlendert sie ganz langsam ins Schlafzimmer, knöpft umständlich das nasse Kleid auf und lässt es zu Boden fallen. Die aufgeweichten Stoffturnschuhe sind schwerer loszuwerden, und ihre langen nassen Senkel lassen sich kaum lockern. Dadurch gewinnt sie viel Zeit, und das ist gut. Aber die aufregenden roten Dessous, die jetzt ekelhaft nasskalt an ihrem Körper kleben, wird sie schnell los. Zu schnell…
Ihre Augen sind immer noch nass, obwohl sie sich die Haare frottiert hat. Oder sind sie wieder nass? Irma beißt sich auf die Lippen.
Sie öffnet den Kleiderschrank und greift wahllos hinein. Ein Slip, ein weites graues T-Shirt und bequeme Jazz Pants... Sie zieht sich schnell an – sie hat Angst, Chris könnte hereinkommen und sie nackt und verletzlich sehen, und das will sie nicht.
Dann verlässt sie nach kurzem Zögern das Schlafzimmer. Es muss sein, obwohl sie sich davor fürchtet.

Sie geht ins Wohnzimmer, wo Chris am Fenster steht und sie erstaunt anblickt, als sie sich auf den Sessel setzt und nicht auf das Sofa wie normalerweise. Irma schaut nach unten und betrachtet ratlos ihre nackten Füße. Sie sehen so aufgeweicht aus.
„Was ist los, Irma?“
Irma stöhnt auf und hält sich die Hände vors Gesicht. Es ist so weit. Und so schnell, es gibt keine Schonfrist mehr. Sie will es eigentlich ja gar nicht, aber es muss wohl sein – und es wird weh tun.
„Ich kann das nicht mehr!“ sagt sie.
„Ja was denn?“ Seine Stimme klingt bestürzt.
„Das was wir machen.“ Irma spricht zuerst stockend, aber dann bricht es aus ihr heraus: „Es ist nicht gut für mich. Ich gehe kaputt dabei. Ich habe gedacht, es geht, aber jetzt weiß ich, ohne Gefühle ist das alles nichts!“
Er starrt sie betroffen an und sagt dann: „Du willst also Schluss mit mir machen?“
„Schluss machen?“ murmelt sie mit gesenktem Kopf vor sich hin. „Nicht wirklich. Es hat ja nie richtig angefangen. Wie kann man da Schluss machen? Aber ist ja auch egal, von mir aus will ich Schluss machen. Ich will anders leben, ich möchte, dass mich irgendwann jemand richtig liebt...“ Sie macht eine Pause und redet dann schnell weiter: „Und ich möchte, dass ich auch jemanden richtig lieben kann. Und ich will ihm vor allem vertrauen können.“ Sie blickt kurz von ihren Füßen weg und zu Chris hin, und sie kann es kaum ertragen, aber trotzdem muss sie ihn anschauen.
Wieder kommen ihr die Tränen, und sie versucht krampfhaft, sie zurück zu halten. „Das alles kann ich bei dir nicht.“ stößt sie endlich mühsam hervor.
Chris sagt eine ganze Weile nichts. Er sieht fassungslos aus, und so kennt sie ihn gar nicht. Dann fängt er leise an zu reden.
„Ich kann dich verstehen. Und wenn du meinst, es geht nicht, dann muss ich das akzeptieren. Aber bevor ich gehe, möchte ich dir eine Geschichte erzählen.“
„Warum?“ fragt Irma gequält. Er soll besser sofort gehen, sonst wird sie es sich noch anders überlegen.
„Du solltest es wissen.“ Auch Chris’ Stimme klingt gequält, während er nervös hin und her läuft.
Irma schließt wieder die Augen. Sie will ihn nicht sehen, denn wenn sie ihn sieht, wird sie vielleicht schwach werden.
„Es war einmal ein Mann, der hatte einiges erlebt. Er war ziemlich arrogant und bildete sich eine Menge darauf ein, wie gut er die Frauen kannte. Er wusste, wie man sie anmacht und hatte immer Erfolg damit. Aber irgendwann machte es ihm keinen richtigen Spaß mehr, alles war schal geworden, alles war berechenbar, alles war immer gleich... Er verspürte instinktiv den Wunsch, sein Leben zu ändern, aber er hatte absolut keine Ahnung, wie er das tun sollte. Also machte er weiter wie bisher.“
Irma hört seine Worte, aber sie ergeben keinen Sinn.
„Dann eines Nachts sah er in einer Kneipe eine junge Frau, die ihn irgendwie faszinierte. Sie stand ganz alleine an der Tanzfläche und war in Gedanken versunken. Frisch getrennt, stellte er automatisch fest, denn mit Beziehungen kannte er sich gut aus, obwohl er dabei immer nur Zuschauer gewesen war. Diese Frau fühlte sich einsam und sehnte sich mit Sicherheit nach ein bisschen männlicher Gesellschaft. Und natürlich nach mehr... Sie war die ideale Beute.
Und tatsächlich ließ sie sich ohne weiteres von ihm ansprechen. Er entdeckte belustigt, dass er sich sehr von ihr angezogen fühlte, sie war interessant und witzig, sie war so überaus lebendig – und sie lachten beide über die gleichen Sachen...
Man ging zu ihr nach Hause, und dann kam der Schlag: Auf ihrem Türschild stand noch ein anderer Name, ein Männername. Das ärgerte ihn maßlos, und er war schockiert über sich selber. Normalerweise war es ihm egal, wenn seine Eroberungen mit anderen Männern liiert waren, er fand es sogar bequemer, denn dann würden sie ihm nicht hinterherlaufen. Und aus dem gleichen Grund nahm er auch generell keine Frau in seine Wohnung mit.
Aber dieses Mal war er unglaublich sauer. Das verdammte Türschild ging ihm nicht aus dem Sinn und diktierte sein Verhalten. Er verhielt sich daraufhin wie der Arsch, der er eigentlich war und der sie nur ins Bett kriegen wollte, um danach abzuhauen, ohne sich jemals wieder bei ihr zu melden.“

Irma hört zerstreut zu, es kommt ihr vage bekannt vor, bis auf das Türschild. Was hat er mit dem Türschild? Aber das ist jetzt egal, er wird bald aus ihrem Leben verschwinden. Wie wird es wohl sein, wenn er nicht mehr da ist? Trostlos wahrscheinlich und öde.
Wieso hat sie sich noch nie Gedanken darüber gemacht, dass es einmal aus sein könnte? Nein, sie war so stur, sie hat ihr Ding durchgezogen auf Teufel komm raus. Vielleicht wenn sie ein bisschen netter zu ihm gewesen wäre... Ach Irma, das ist doch jetzt egal, es ist gelaufen, und es ist nicht mehr zu ändern.

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Montag, 15. September 2008

TOPP, die Wette... Teil 11

Samstag am späten Abend:

Er wohnt im dritten Stock, seine Wohnung ist groß, und in dem größten Zimmer steht ein Flipper. Ist gar nicht übel, so ein Flipper, obwohl ein Billardtisch besser wäre...
Sie betrachtet die schwach erleuchteten Türschellen. Soll sie oder soll sie nicht? Sie schüttelt ratlos den Kopf. Sie fühlt sich ziemlich konfus, denn in ihr toben unterschiedliche Gefühle. Der Zorn ist immer noch da, aber sie heizt ihn nicht mehr an, obwohl der Punksong Klasse ist. YOU don’t like me, I don’t like you… Sie will nicht mehr zornig sein, denn dann müsste sie auf sich selber zornig sein. Auf ihre Blödheit zum Beispiel. Doch außer dem Zorn ist da noch ein anderes Gefühl, sie kann es nicht benennen, also ignoriert sie es.
Und sie muss jetzt irgend etwas tun, sonst dreht sie durch...

Es war ein wirklich beschissener Abend! Niemand hat sie angeschaut, geschweige denn bewundert. Aber warum? Was ist mit ihr passiert? Heute Nachmittag hat sie sich noch wie eine Göttin gefühlt, so schön und so begehrenswert.
Es liegt natürlich an ihr selber. Sie ist so mies drauf, dass kein Mann etwas mit ihr zu tun haben will. Vor allem dieser eine Mann nicht. Wieder kommt der Zorn hoch, und sie beißt sich auf die Lippen. Das E-body war ziemlich leer, und auch die Wirtin, mit der man immer gut über Männer ablästern konnte, war nicht da. Was trieben die alle? Hingen vermutlich in irgendwelchen Biergärten herum.
Sie kam sich reichlich bescheuert vor, so ganz alleine, denn die wenigen anwesenden Männer befanden sich auch noch in weiblicher Begleitung. Tatsächlich sah sie überall nur Pärchen, und das tat irgendwie weh, obwohl sie doch sonst nicht davor zurückscheute, ganz alleine irgendwohin zu gehen.
Hat sie dabei etwa Chris im Hinterkopf gehabt, nach dem Motto: Ich bin zwar alleine hier, aber eigentlich hab’ ich es gar nicht nötig, durch die Kneipen zu ziehen, denn ich bin in festen Händen.
Oh Gott, wie schrecklich! Wie falsch und wie peinlich!
Und in den anderen Kneipen ist auch nix los gewesen. Die Tanzerei in der alten Fabrik entpuppte sich als lahmarschiger Altpärchenabend – schon wieder nur Pärchen – und sie kam sich fast vor wie Amy Winehouse im Vergleich zu den anwesenden Frauen. Und trotzdem hat sie niemand angeschaut. Ist sie unsichtbar?
Jetzt gibt es wirklich nur noch den einen, der etwas von ihr will und der sie begehrt. So sehr begehrt, dass er ihr einen Heiratsantrag gemacht hat Er ist ihre letzte Hoffnung, ihr Rettungsanker. Er ist derjenige, der sie wirklich will, im Gegensatz zu diesem anderem, der sie verschmäht und veräppelt hat.
Irma kennt Olivers Wohnung. Vor ein paar Monaten war sie dort – und sie fühlte sich wie eine Frau, die es mit einem verheirateten Mann trieb. Er war ihr fremd geworden, und das nach so kurzer Zeit...
Sie wird mit ihm ins Bett gehen. Er ist der Richtige dazu. Chris mag ihn anscheinend nicht, und deswegen wird es ihn auch treffen. Aber warum sollte es ihn treffen? Es interessiert ihn nicht, denn er ist einfach weggegangen, und das tut irgendwie weh... Verdammt!
Zögernd streckt sie ihre Hand aus, um anzuklingeln. Aber gerade in diesem Augenblick zuckt der erste Blitz grell über den Himmel. Das lang erwartete Gewitter findet endlich statt.
Und Irma zieht irritiert ihre Hand von der Türschelle zurück.
Eigentlich will sie das gar nicht. Sie kann ihn nicht ausstehen. Sie hat sich nicht umsonst von ihm getrennt.
Und was macht sie da überhaupt für irrationale Sachen? Was ist mit ihr geschehen? Diese bescheuerte Wette hat ihr Leben auf den Kopf gestellt. Davor war alles so einfach und überschaubar. Keine Gefühle, keine Enttäuschungen, keine Verpflichtungen – und vor allem toller Sex. Und jetzt steht sie hier und will aus Rache mit diesem Kerl pennen? Wegen eines anderen Kerls, der sie überhaupt nicht mag? Oh mein Gott, warum tut sie sich das an?
Leise schleicht sich eine Ahnung in ihre wirren Gedanken. Sie denkt an die Tagträume, die gerade mal ein paar Stunden her sind. Du lieber Himmel! So ein Mist! Und wieso hat sie es nicht früher gemerkt. Wie konnte das nur passieren. Der Ritt auf dem Tiger... Sie hat sich eingebildet, sie könnte ihn unbeschadet wagen. Ja sicher, du blöde Nuss! Bist ganz schön runtergefallen, gelle? Hast gedacht, du wärst unwahrscheinlich cool...
Nein, sie ist nicht cool, und sie muss etwas tun, sonst wird sie daran zugrunde gehen. Wird alles an Selbstachtung verlieren, was sie noch hat. Sie muss es ihm sagen. Auch wenn es furchtbar schwer ist, denn sie empfindet etwas für ihn, sonst würde sie nicht so chaotisch reagieren. Das ist ihr mittlerweile klar geworden.

Sie erinnert sich an den Abend, als sie Chris kennen lernte. Ab und zu denkt sie daran, aber nicht gerne, denn dieser Abend fing so gut an, aber dann lief er total aus dem Ruder und endete im Fiasko...
Er kam ihr so vertraut vor. Sie unterhielten sich, sie lachten über die gleichen Dinge, als ob sie sich ihr Leben lang gekannt hätten.
Und sie küssten sich – es war schön, beruhigend und erregend zugleich – und auch sein Körper schien ihr vertraut, obwohl es ihr sonst widerstrebte, einen Mann so nahe bei sich zu dulden. Aber bei ihm war es kein Dulden, es war ein Verlangen nach mehr...
Sie gingen Hand in Hand zu ihr nach Hause. Sie war so glücklich, dass sie ihn getroffen hatte – und dann... Er fing an, blöde Bemerkungen zu machen, wie gut er im Bett wäre und wie er es ihr... Irma verzieht das Gesicht, als sie daran denkt. Er wollte nur mit ihr schlafen, und sie war zuerst am Boden zerstört und dann so sauer wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Denn sie hatte zumindest ein bisschen Respekt verdient und nicht diesen... Scheiß!
Und sie schmiss ihn aus der Wohnung. „Hau’ bloß ab und lass’ dich nie wieder hier blicken!“ sagte sie zu ihm. Und er ging. Aber er warf ihr vorher noch einen mörderischen Blick zu, der sie erbeben ließ. Was war los mit ihm? Sie konnte es nicht verstehen.
Und ein paar Wochen später ließ sie ihn wieder herein, nachdem sie ihn auf dieser Party getroffen hatte. Sie wollte ihn, sie konnte nicht anders, denn er war so verführerisch gut. Sie kriegte ihn, oder kriegte er sie? Und es lief total ohne Zärtlichkeiten ab, war aber trotzdem grandios! Gefühle ihm gegenüber waren sowieso gefährlich, sie wusste ja mittlerweile, dass sie nichts von ihm erwarten konnte. Und von ihr konnte er auch nichts erwarten, nur ihren Körper.
Irma schüttelt den Kopf. Ein Tag mit ihm zusammen hat gereicht, und schon ist das ganze Luftschloss in sich zusammengefallen. Einfach so. Ein blöder Kuss von ihm auf ihre Hand, und was tut sie? Sie fängt doch glatt an, von einer Zukunft mit ihm zu träumen. Das ist wirklich unglaublich bescheuert und blöde!
Trotzdem wird sie an ihren Zukunftsplänen festhalten, es geht auch ohne ihn, sie braucht ihn nicht dazu. Aber vielleicht empfindet er ja etwas für sie. Irgendwas... Ach Irma, hör’ auf, dir was vorzumachen. Der doch nicht! Und wenn, dann willst du doch alles und nicht irgendwas. Und wahrscheinlich wirst du ihn gar nicht wiedersehen.
Ihre Mundwinkel zucken, sie hat sie nicht unter Kontrolle. Nicht anfangen zu weinen, bitte nicht weinen! Sie versucht, die Tränen zu unterdrücken, und es scheint zu klappen.

Sie macht sich auf den Weg nach Hause, ihre Füße sind schwer. Nach einer Weile fängt es an zu regnen, erst wenig, dann immer mehr, bis sie schließlich wie durch eine Wasserwand hindurch läuft. Es fühlt sich am Anfang erfrischend an nach der Schwüle des Abends, aber dann ist es einfach nur kalt und ekelhaft. Ihr schönes Kleid wird als erstes nass, und danach sind es die Stoffturnschuhe, mit denen sie unachtsam durch riesige Pfützen läuft. Dann sind die Haare dran und ihr Gesicht, aber sie ist froh darüber. So kann niemand sehen, dass sie weint, denn die Tränen werden einfach weggespült. Nur sie selber weiß es, und sie schmeckt es. Der Regen schmeckt salzig, und das bringt sie dazu, noch mehr zu weinen.
Sie ist klatschnass, als sie vor ihrem Haus ankommt. Ihre Haare triefen vor Nässe, das Wasser läuft ihr in die Augen, und sie muss blinzeln, um überhaupt etwas sehen zu können. Ihre Tränen sind versiegt und haben allgemeiner Trostlosigkeit Platz gemacht.
Als sie gerade den Haustürschlüssel ins Schloss steckt, wird irgendwo hinter ihr eine Autotür zuschlagen, und kurz darauf hörte sie Schritte, die näher kommen.
Gereizt dreht sie sich um, sie ist im Augenblick trotz ihres desolaten Zustands durchaus in der Lage, jedem Verfolger in irgend etwas zu treten, falls er ihr zu nahe kommen sollte.

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Samstag, 13. September 2008

TOPP, die Wette... Teil 10

Immer noch Samstag am frühen Abend:

Chris kommt in die Küche, vom Duft der Pizza angelockt.
Er behauptet, er hätte fürchterlichen Hunger und dass, wenn die Pizza so gut schmeckt wie sie riecht, er sie ganz alleine aufessen würde. Der Rotwein mundet ihm anscheinend auch, denn er gießt sich noch ein zweites Glas ein, während sie in der schwülwarmen Hitze auf dem Balkon sitzen.
Um sie herum breitet sich eine spätsamstägliche Stille aus. Diese Stille wird seltsamerweise nicht gestört durch den uralten Schlager, der von irgendwoher erklingt und der etwas mit einem Puppenspieler von Mexiko zu tun hat, der einmal traurig und einmal froh war. Und über den sie beide lachen müssen.
Aber als das Lied zu Ende ist, hört man nur noch Kirchenglocken in der Ferne läuten. Es klingt sehr friedlich.
Irma fühlt sich ein wenig verlegen, weil sie Chris so in ihre Tagträume eingesponnen hat, und sie hofft, dass er es nicht bemerkt, er ist ja unglaublich scharfsinnig. Und scharfsinnlich auch... Sie schaut ihm gerne beim Essen zu, es sieht so unheimlich verführerisch und sexy aus, wenn er etwas verspeist, und irgendwie überkommt einen dann der Wunsch, selber von ihm verspeist zu werden. Aber anders... Sie fühlt wieder dieses Verlangen nach ihm, aber diesmal soll er es nicht spüren, denn noch eine Abfuhr könnte sie nicht ertragen. Trotzdem hängen ihre Augen an seinem Mund...
„Ist ein guter Tag für dich, nicht wahr? Erst der Krabbensalat zum Frühstück und jetzt die Pizza...“ Sie reißt ihre Augen von seinem Mund los. „Und der Rotwein ist auch nicht schlecht.“
„Du hast recht, Haselmaus. Es ist ein guter Tag für mich, aber nicht nur essensmäßig.“ Er sieht aus, als wolle er noch etwas sagen, aber dann schweigt er und schaut abwesend vor sich hin.
Und Irma fängt wieder an zu träumen. Sie sieht ihn wie durch einen leichten Nebelschleier hindurch. Er wird ihr gleich sagen, wie sehr er sie liebt, das tut er öfter. Er setzt sich neben sie und legt seinen Arm um sie. Er schaut sie mit diesem ganz besonderen Blick an, von dem ihr ganz heiß wird und von dem sie weiche Knie bekommt. Er nimmt ihre Hand und führt sie an seine Lippen. Dann beugt er sich vor und küsst sie zart auf ihren Mund und dann nicht mehr ganz so zart...
In diesem Augenblick klingelt leise das Telefon. Wer könnte das sein? Vielleicht jemand, der ein krankes Tier vorbeibringen will? Sie ist eine gute Tierärztin, und bei Notfällen kann man sie auch am Wochenende erreichen.
„Irma?“
Sie wacht auf und schaut Chris verwirrt an. „Ja was denn?“ Sie spürt, dass sie ein bisschen rot im Gesicht wird.
„Das Telefon klingelt.“ Chris sieht sie erstaunt an.
„Oh!“ sagt Irma und begibt sich schnell in die Küche, um den Anruf entgegen zunehmen.
„Hier ist Irene, kann ich Chris bitte sprechen?“ Aus dem Hörer ertönt eine dunkle melodische Frauenstimme.
Irma ist so verblüfft, dass sie der Anruferin keine Antwort gibt. Sie geht auf den Balkon, reicht Chris wortlos den Hörer und zieht sich dann unauffällig ins Wohnzimmer zurück. Er soll nicht etwa denken, sie wäre neugierig.
Aber sie IST verdammt noch mal neugierig! Was zum Teufel soll das? Wieso gibt er anderen Frauen ihre Telefonnummer? Und woher wissen andere Frauen, dass er hier ist?
Sie wird allmählich sauer. Bis jetzt hat sie ja nicht viel mitbekommen von dem, was er sonst noch treibt. Sie hat die Gedanken daran genial verdrängt, und sie hat sich ja selber auch ein bisschen vergnügt mit anderen Männern. Mit Betonung auf ‚ein bisschen’. Das war aber wohl ‚ein bisschen’ zu wenig im nachhinein... Und vor allem hat sie sich nicht von anderen Männern bei ihm anrufen lassen. Aber mit ihr kann er es ja machen!
Sie wird ihn gleich rausschmeißen. Genauso wie sie ihn in der ersten Nacht rausgeschmissen hat. Es gibt Grenzen!
Kurz danach kommt er ins Wohnzimmer. Das Gespräch mit der Frau ist wohl beendet, und er teilt ihr mit: „Tut mir leid, Haselmaus. Es ist ein Notfall. Ich muss weg...“
„Okay.“ Sie wird ihm nicht zeigen, wie sauer sie ist. Ein Notfall? Das wird ein schöner Notfall sein. Absolut lachhaft!
„Ich komm’ nachher wieder“, sagt er etwas unschlüssig.
„Brauchst du nicht, ich weiß nicht, ob ich nachher da bin...“ Was zum Geier sagt sie da? Soll das vielleicht eine Drohung sein? Wenn du jetzt von hier abhaust, dann brauchst du nicht wiederkommen? Bei Gott, es ist eine Drohung! Und bei Gott, als ob ihn diese lächerliche Drohung davon abhalten würde, jetzt von hier zu verschwinden.
Irma fühlt sich machtlos, und allein der Gedanke, hier herumzusitzen und auf seine Rückkehr zu warten, lässt sie vollends ausrasten. Nein danke, das haben wir nicht nötig! Wir haben so etwas wie IHN nicht nötig! Dieser Mann ist so überflüssig wie ein Kropf!
„Nimm dir doch ein Stück Pizza mit“, sagt sie. Sie meint es hämisch, aber tatsächlich greift er sich ein Stück Pizza, küsst sie auf die Stirn – das ist seine übliche Abschiedsmache – und weg ist er.
Na fantastisch!!! Irma weiß nicht, wie sie sich fühlt. Aber gut ist es nicht... Jedenfalls schaut die Flasche mit dem Rotwein sie nett an, und sie schaut nett zurück. Kann er überhaupt noch fahren. Er hat bestimmt nur das eine Glas Rotwein getrunken, er ist ja so maßvoll, bei ihm wird alles vom Verstand diktiert. Alles, nur der Sex nicht… Aber sogar den hat er an diesem Wochenende in den Griff gekriegt. Warum? Weil er sie satt hat, das ist es! Und das liegt bestimmt an dieser neuen Tussi, an dieser Irene mit der schönen Stimme. Und wieso macht sie sich überhaupt Sorgen um diesen Sack? Das ist überaus ärgerlich und vor allem vollkommen überflüssig!
Was tun jetzt? Na was wohl? Am besten richtig gut durch die Häuser ziehen, irgendeinen Typen aufreißen, oder sogar zwei – und dann wirklich Ernst machen. Bis jetzt hat sie sich ja zurückgehalten aus dubiosen und lächerlichen Gründen, aber jetzt ist sie so stinksauer, da muss sie es einfach tun!
Am besten noch ein Gläschen Rotwein trinken, seins steht ja noch auf dem Tisch, also her damit.
Sie versucht, ihre Freundin Jessi anzurufen, aber niemand geht ans Telefon. Auch gut, dann muss sie es eben alleine durchziehen.
Als Irma sich die Turnschuhe anzieht, ist sie fest entschlossen, sich zu amüsieren, egal was oder wer kommt.
Sie hat kein bestimmtes Ziel. Sie weiß nur, dass in irgendeiner still gelegten Fabrik irgendwas mit Disco stattfindet, und abtanzen wäre nicht schlecht. Abreagieren sowieso. Abschleppen auch, egal was! Sie hat sich lange genug zurückgehalten. Sie hätte die nettesten Männer haben können. Blöderweise waren die alle zuuuu nett und überhaupt nicht interessant. Jedenfalls nicht so interessant wie dieser elende Scheißkerl. Der sie sowieso nur vergackeiert hat. Aber soll er doch mit seinen Schlampen rummachen! Wen juckt’s! Irgendwo wird es doch bestimmt einen Mann geben, der sie zu schätzen weiß.
Sie setzt sich ihre Kopfhörer auf und wählt ein bestimmtes Lied auf dem Player aus. Und sie singt laut mit, während grelle Gitarrenklänge den Punksong begleiten:

I don't want you
to know
too much about me,
OH NO!
Cause I know you'll take advantage
of the words that I say
You're looking for a way to depress me,
make me pay...


Was für ein geiles Lied und wie überaus passend. Singend macht sie sich auf den Weg.


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Montag, 8. September 2008

TOPP, die Wette... Teil 9

Samstag am frühen Abend:

Als sie zuhause ankommen, sind die Wogen ihrer Empörung wieder einigermaßen geglättet. Anscheinend haben sich beide entschlossen, die Sache nicht mehr zu erwähnen.
„Ich habe richtig Hunger!“ sagt Chris.
„Ich fange sofort mit der Pizza an“, sagt Irma.
„Ich helfe dir“, bietet Chris an, und Irma freut sich darüber.
Sie lässt ihn den Schinken und die Salami schneiden, öffnet eine Dose Thunfisch, eine Schachtel mit Pizzatomaten und eine Packung mit Pizzakäse. Sie schneidet Pfefferschoten, Knoblauch und eine Zwiebel klein und fängt dann an, den Fertigteig leicht auszurollen.
Sie belegen den Teig abwechselnd und finden es sehr lustig.
Als die Pizza im Ofen ist, lässt Irma Spülwasser ein und beginnt, das schmutzige Geschirr abzuspülen. Chris greift sich ein Geschirrtuch und trocknet tatsächlich ab.
Irma überkommt auf einmal ein seltsames Gefühl. Es ist, als ob sich alles in ihr auf einen Punkt zusammenzieht, auf einen aufregenden Punkt. Sie fühlt Chris’ Nähe so deutlich, sie ist so betäubend, so verführerisch, so überwältigend! Und wie er die Teller abtrocknet, das ist so unglaublich sexy. Das ist viel besser als eine Spülmaschine...
Chris scheint es zu spüren, er hat wohl einen siebten Sinn dafür. Er schaut ihr kurz in die Augen, die wahrscheinlich leicht verschleiert aussehen – und hebt sie dann ohne weiteres auf die Arbeitsplatte.
Er zwängt ein Bein zwischen ihre Schenkel, und dabei muss er sich nicht besonders anstrengen, denn sie hat ihre Schenkel schon bereitwillig für ihn geöffnet. Mit routinierter Hand knöpft er langsam ihr Kleid auf. Dann fängt er an, ihre Brüste zu streicheln, und das trotz BH. Was für ein irres Gefühl! Irma starrt ihn an wie hypnotisiert, und das intensive Gefühl verstärkt sich – irgendwo in den unteren Zonen ihres Körpers. Nein, eigentlich überall...
Gleich wird es passieren, sie hat es so vermisst. Und diese blöde Wette ist ihr egal. Sie spürt sein forderndes Bein zwischen ihren Schenkeln und versucht, noch ein bisschen näher heranzurutschen.
„Hattest du mir nicht von einem schwulen Typen erzählt, der in einer Pornobar arbeitet?“
Was ist das? Was quatscht er da? Er soll ihr lieber seine Zunge in den Hals stecken und dann was anderes von ihr küssen – oder was anderes in sie... „Hmmmmm...“ stöhnt sie auf, legt ihre Arme um seinen Hals und drängt sich mit ihrem Körper noch näher an ihn.
Aber er lässt sie los wie eine heiße Kartoffel.
Irma sitzt da mit leeren Armen und empfindet ein furchtbares Gefühl des Verlustes. Sie muss schlucken. Das ist gemein, sie einfach hier hängen zulassen! Sie ist gefrustet und enttäuscht, aber das darf sie sich nicht anmerken lassen.
„Ja und?“ sagt sie schließlich mit ruhiger Stimme.
„Ich dachte nur so...“ Er lächelt etwas schief bei diesen Worten, dann nimmt er auf einmal ihre Hand, es ist die, die er in der Pornobar so hart umklammert hat, er drückt einen leichten Kuss darauf und sagt leise: „Es tut mir leid...“
Dann marschiert er aus der Küche heraus und lässt sie hier sitzen mit dem aufgeknöpften Kleid, dem erhitzten Gesicht und den unerfüllten Wünschen... Was tut ihm leid? Dass er sie hier sitzen lässt?
Sie betrachtet ratlos ihre Hand. Sie scheint zu brennen, ein seltsames Gefühl. Er hat sie vorher noch nie auf die Hand geküsst.
Irma lässt sich langsam von der Arbeitsplatte gleiten und knöpft ihr Kleid wieder zu. Wie oft hat sie das heute schon getan? Verdammt noch mal, ihre Knie zittern, sie ist ein wenig verwirrt, und außerdem hat er auch noch Verdacht geschöpft. Er ist nicht blöd, nein, das ist er wirklich nicht.
Sie hört aus dem Wohnzimmer einen Fußballkommentar. Chris guckt wohl irgendeine Sportsendung.
Irma hat sich mittlerweile beruhigt, denkt aber immer noch an die verpasste Gelegenheit. Was für eine Schande, so etwas auszulassen! Er ist halt ein Mistkerl, er will sie niedermachen, will ihr zeigen, dass sie ein Nichts für ihn ist, will ihr zeigen, dass er ihren Körper besitzt. Und dass er nicht so scharf auf sie ist, wie sie auf ihn. Gut, er besitzt ihren Körper. Doch sonst besitzt er nichts von ihr!
Und diese Entschuldigung war bestimmt nur ein Trick von ihm, um sie weich zu klopfen. Oder war es kein Trick? Denn eigentlich hat sie die Wette ja schon verloren, aber er hat es vielleicht gar nicht gemerkt. Sehr seltsam...
Eigentlich fühlt sie sich gar nicht übel. Der Duft der Pizza verbreitet sich appetitanregend in der ganzen Wohnung, und direkt im Zimmer nebenan sitzt ein attraktiver Mann und schaut Fußball.
Es kommt ihr unheimlich vertraut vor, und dann fällt es ihr ein: Die Samstagabende im Haus ihrer Eltern, als sie noch ein Kind war. Die beiden waren furchtbar ineinander verliebt gewesen, und Irma hatte manchmal gedacht: Wenn ich mal alt bin, so um die dreißig. dann will ich auch noch so furchtbar verliebt sein.
Blöderweise ist sie noch nie so richtig ‚ohnewennundaber’ verliebt gewesen, und das mit fünfundzwanzig. Ist das normal?
Und außerdem muss sie daran denken, wie sehr ihre Eltern es sich wünschen, dass sie studiert und nicht mehr in diesem Büro arbeitet, wo sie, wie ihre Eltern wissen, zwar sehr erfolgreich ist, aber sie könnte weit Größeres leisten. Irma lächelt in sich hinein. Die alten Herrschaften haben Recht. Sie hat sich entschlossen. Sie wird Tiermedizin studieren, hier in der Stadt gibt es eine Uni, die das Fach anbietet, eine von fünf in ganz Deutschland. Sie hat einiges gespart, und sie könnte nebenbei arbeiten, natürlich nicht in dieser Pornobar. Jetzt kann sie drüber lachen. Sie weiß gar nicht mehr, warum sie sich vorhin so über Chris aufgeregt hat. Er hat sie zwar hart angefasst, aber dieser Kuss und die Entschuldigung waren die Sache wert. Ihre Hand glüht immer noch so sonderbar... Und den Rest des Studiums werden ihre Eltern freudig finanzieren. Es wird trotzdem hart werden, aber sie ist stur, liebt Herausforderungen, und sie will so wenig Geld wie möglich von den Eltern annehmen.
Jedenfalls erscheint ihr dieser Tag vertraut normal, es ist ja fast, als wäre sie mit einem Mann verheiratet, der gerade die Sportschau guckt, während sie als Ehefrau, die nebenbei eine sehr gute und vor allem nicht geldgierige Tierärztin ist, gerade das Abendessen macht. Was sie natürlich nicht immer tut, manchmal macht Chris es, er hat ja mehr Zeit als sie... Meine Güte Irma, was träumst du da, das ist doch total unrealistisch. Weiß ich, sagt Irma zu sich selber, aber es ist so total gut, und ich kann nicht damit aufhören...
Sie deckt den Tisch auf dem Balkon. Es ist immer noch schwülwarm, und es wird bestimmt ein Gewitter geben.
Irma träumt weiter: Und später werden sie vielleicht irgendwelche Freunde besuchen oder ins Kino gehen und dort Händchen halten, oder mehr. Auch nicht unangenehm...
Irma holt die Pizza aus dem Backofen und stellt sie zum Abkühlen auf die Arbeitsplatte.
Sie findet in der Abstellkammer einen annehmbaren Rotwein, den sie vor zwei Wochen bei einer dubiosen Grillparty abgestaubt hat. Ein richtig netter Typ hatte sie dorthin eingeladen, und sie waren über Nacht geblieben, weil keine S-Bahn mehr fuhr. Sie hatten in einem klitzekleinen Wohnwagen geschlafen, eng aneinander, aber natürlich nicht miteinander! Er war zwar nett, aber einfach nicht ihr Typ. Was hatte sie sonst noch so gemacht? Genau, Kneipen besucht. Und ein paar Mal war sie tatsächlich zu Hause geblieben, weil sie zu nichts Lust hatte.
Was hatte Chris wohl um die gleiche Zeit getrieben? Ist bestimmt besser, es nicht zu wissen, denn der Chris aus ihrem Tagtraum hat nichts mit dem wirklichen Chris zu tun. Obwohl es schön wäre...

Ende Teil 9 © Iggy 2008

Mittlerweile ist es fertig, und es entwickelt sich zu einem ganzen Zyklus, zu lesen DORT>>>

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Verzapftes:

„WEISSE WATTE BIS? LÜGEN...
Nein, nicht Du, Iggy ;-)
Lo - 2. Nov, 18:49
Ist ja auch interessant,
In Duisburg habe ich mal gehört: "Watt hatt der Dollen...
Iggy - 2. Nov, 14:34
wie denn
von wegen der Zähne? Also ich find die toll. Echt!...
Iggy - 2. Nov, 14:29
Ich gib mich Mühe...
Ich gib mich Mühe...
Lo - 1. Nov, 19:55
ups ---erkannt
...°°°°eijeijeiunduiyujuii ... da hat Picasa ja einiges...
kontor111 - 1. Nov, 10:11
Jau Lo,
Du hass ja richtich Ahnung davon. Wie son Sprachforscher.
Iggy - 31. Okt, 23:11
Die Ähnlichkeit ist nicht...
der Hand zu weisen. Und gab es nicht zwei Gipfel?...
Iggy - 31. Okt, 23:07
Hömma - dat is genau...
Hömma - dat is genau richtich: WOLLWORT! Oder "geh...
Lo - 31. Okt, 19:25

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