KONTOR-KONTOR
Das war 2010, kurz vor Eintritt in meine vorgezogene Frauenrente. Ja, sowas gab es, aber nur für bestimmte Jahrgänge - und das auch nur mit schwersten Abschlägen. Ich habe es trotzdem nicht bereut. Mit sechzisch ist man jung genug für einen Abgang.
Noch Fragen? Tipp: Ich bin die Älteste. ;-)
...Und jetzt bin ich endlich soweit, diverse Akten veröffentlichen zu können, weil die Verjährungsfrist überschritten ist. Ab sofort in diesem Theater:
Die F-AKTEN-Einführung...
Die F-AKTEN-Sparmaßnahmen...
Die F-AKTEN-Die Kreativität des Chefs...
Die F-AKTEN-Wir untereinander...
Dieser Teil handelt von dem ausgezeichneten Verhältnis, welches die Arbeitnehmer auf der Merde untereinander haben...
„Blah blah, Preis, blah blah, Verfall, blah blah blah, schwere Maschine, Kiwisika, Hando, Frau zu Hause gelassen, HA HA HA!!!...“ Abteilungsleiter Numero 2 LABERZWERCH ist voll in seinem Element, nämlich beim Labern.
„Oh mein Gott! Ich halte das nicht mehr aus!“ INGA INDIOTA schüttelt entnervt den Kopf. „Wie kann jemand nur so ohne Ende labern!!!“
„Blah blah, blah, Kiwisika, Frau zu Hause gelassen, Hando überholt, blah blah, schwere Maschine, Kiwisika, Hando, HA HA HA!!!...“
„Mir bleibt die Luft weg, wenn ich da zuhöre“, sagt INGA entrüstet und keucht leicht vor sich hin. „Und das Blöde ist, ich kann meine Ohren einfach nicht abwenden von dem Gequatsche!“ Sie sieht sich kurz um, um den Gegenstand ihrer Abneigung, nämlich LABERZWERCH ins Auge zu fassen, doch dabei erblickt sie automatisch DENUNZI, der total idiotisch aussieht! Er sieht nämlich aus, als wäre er aus einem Comic entsprungen, er sieht aus wie einer dieser zwei Schul(t)zes aus dem Comic ‚Strim und Tuppi’ oder besser gesagt wie einer, der sich wie die Schul(t)zes verkleidet hat – mit einer überaus dämlichen, aber sauteuren Brille, worauf er immer wieder hinweist, und einem noch dämlicheren Oberlippenbart. Alle Männer in der Abteilung tragen so einen Oberlippenbart, die sogenannte Rotzbremse. Bis auf WISPER, aber WISPER ist die Ausnahme, er zählt nämlich nicht in der so genannten Hierarchie der Abteilung.
„Und dann habe ich mit der Alten gepennt...“ hört man gerade DENUNZI erzählen, laut genug, um es im ganzen großen Raum zu hören.
„Nein! Nicht das!“ INGA INDIOTA ringt nach Luft, und CALLY BLONDIE, auch T-REX genannt – wobei keiner mehr weiß, ob sich diese Bezeichnung auf ihre sehr kurzen Arme oder auf ihr sehr kleines Gehirn bezieht – dreht sich grinsend zu ihr herum.
„Ich muss mich bestimmt gleich übergeben“, röchelt INGA INDIOTA.
„Ich glaub’, ich mich auch“, CALLY BLONDIE rückt näher an INGA INDIOTAS Schreibtisch heran und sagt leise: „Und dabei will der Typ doch demnächst heiraten. Und die Frau ist sogar eine Doktorin. FRAU DOKTOR GURKE...“
„Stimmt ja, der hat sich am Telefon schon mit HERR DOKTOR GURKE gemeldet, unglaublich! Wie kann man nur so einen Typen heiraten? Diese FRAU GURKE muss doch total beknackt sein!“
„Dann passen die beiden doch gut zusammen!“
„Wow, da könntest du recht haben“, sagt INGA nach einer kurzen Bedenkzeit. Sie grübelt darüber nach, wie dieses dumme blonde, absolut nervende, kurzarmige Mädchen auf so eine treffende Schlussfolgerung kommen konnte, und schließlich denkt sie: Ein blindes Huhn wirft in der Dämmerung vielleicht auch mal einen langen Schatten...
„Blah blah, blah, Frau zu Hause gelassen, Hando überholt, blah blah, schwere Maschine, Kiwisika, Hando, , HA HA HA!!!. Preise? Na, datt kriegen wir schon hin, blah blah... also ich und meine Kiwi...“
„Kann der nicht endlich mal die Klappe halten? Ich halte das nicht mehr aus!“ Aus purer Verzweiflung steht INGA INDIOTA auf und läuft ein bisschen im Büro herum, verfolgt von den listigen Vogelaugen des Herrn DENUNZI, der immer noch sein Privatgespräch bestreitet.
„Oh, mein Mobily klingelt“, verabschiedet dieser dann eiligst seinen Gesprächspartner und sagt in sein Mobily: „Hallo Karl, ich ruf’ dich sofort zurück...“ DENUNZI ist halt ein sehr sparsamer Typ, der gern auf Firmenkosten telefoniert.
INGA INDIOTA lehnt sich entnervt über einen uralten, halb offen stehenden Karteikasten, der schon seit Jahrzehnten hier sein Gnadenbrot fristet.
Plötzlich fühlt sie ein unangenehmes Jucken* in den Augen, und sie reibt sich die Augen ein wenig.
*Was INGA NICHT weiß ist, dass eine der Mikrokulturen, die sich im Jahrzehnte alten Staub des Karteikastens entwickelten, mittlerweile die Lasertechnik erfunden hat und mit einer mikroskopisch kleinen Laserkanone auf alles schießt, was sich ’oben’ blicken lässt. Eine Zeitlang hatte diese Kultur geglaubt, dass der Erschaffungsgott sich dort ’oben’ offenbaren würde, aber als dies nie geschah, schwang die Religion schnell um in einen atheistischen Verleugnungskult aller Götter. Jedenfalls schoss man auf alles, egal ob oben, unten, rechts oder links - eben auf alles, was sich irgendwie am Himmel oder sonst wo blicken ließ. Diese Kultur erwies sich im Übrigen als sehr scharfsinnig und hatte schnell herausgefunden, dass die Welt im Allgemeinen aus Behältern besteht, die an den Seiten endlich sind, aber nach ’oben’ hin anscheinend keine Begrenzung haben...
Als INGA mit tränenden Augen wieder an ihrem Schreibtisch sitzt, wird sie von Denunzi überrascht, der ihr gerade ein Stück Papier auf eben diesen Schreibtisch legt. „Was ist das?“, fragt sie.
DENUNZI grinst sich einen ab und sagt: „Lassen Sie sich überraschen...“
INGA nimmt das Stück Papier vorsichtig in die Hand – es handelt sich um einen durchfallgelben Zettel, der von weitem aussieht wie schlecht gefälschtes Bottichpapier, aber das stimmt gar nicht, denn bei näherer Betrachtung sieht er aus wie eine gute Fälschung von einem Stück Schissling. Inga betrachtet es angeekelt und liest unter anderem auch das Ende des Schriebs:
„...Laden wir alle zu unserer Trauung ein, die stattfindet am 01.13.1110* um 13:00 Uhr im Rathaus von FRESSEN-BREY.
Allen Eingeladenen servieren wir nach erfolgter Trauung ein Glas Sekt...“
*Auf der Merde gibt es dreizehn Mondume, die Dreizehn gilt als Glückszahl, das Mondumjahr stimmt fast mit dem Sonnenjahr überein, und die Stadt, in der dies alles spielt heißt FRESSEN.
„Hey, das ist aber nett“, CALLY BLONDIE hat wohl auch schon die Schisslingfälschung gelesen.
„Hmmm“, INGA INDIOTA grübelt vor sich hin. „Irgendwas stimmt da nicht!“
Nach kurzer Zeit hat INGA herausgefunden, was da nicht stimmt.
Das Datum stimmt nicht. Oder stimmt doch. Je nachdem, für wen dieser grandiose Sektempfang stattfinden soll. Das Datum sagt jedenfalls einwandfrei aus, dass diese tolle Trauung an einem FREUTAG stattfinden soll, und zwar um 13 Uhr, also zu einer Zeit, wo alle Eingeladenen noch voll arbeiten müssen!!!
„Was für ein Schwein!“, sagt INGA inbrünstig, nachdem DENUNZI schon lange vor seiner offiziellen Mittagspause den Raum verlassen hat. „Allen Eingeladenen servieren wir nach erfolgter Trauung ein Glas Sekt... Das ist wirklich eine Überraschung!
Sogar der immer quatschende zweite Abteilungsleiter LABERZWERCH hat irgendwie mitbekommen, dass DENUNZI alle reingelegt hat. Und nun sinnen alle auf Rache.
„Sollen wir den Alten nicht fragen, ob wir alle zusammen zur Trauung gehen dürfen?“, schlägt INGA vor und blickt dabei aufmunternd in Richtung LABERZWERCH.
Dazu hat LABERZWERCH und unverständlicherweise auch kein anderer den Mut und die Lust. Aber meckern tun sie alle.
„Ein Schlag ins Gesicht!“, sagt JANA ROBERTS.
„Ausgerechnet dieser faule, blöde Sack...“ meint INGA INDIOTA.
„Was für eine himmelschreiende Ungerechtigkeit!“ Auch LABERZWERCH ist empört.
„Das ist nicht fair!“, sagt CALLY BLONDIE, und fast alle anderen grinsen sich an, denn die soll froh sein, dass sie überhaupt hier ‚arbeiten’ darf.
„Das gggglaub’ ich nicht“, stottert WISPER so leise, dass keiner ihn verstehen kann, aber das ist allen vollkommen egal.
MOTZFOTZ hingegen sagt nichts, was wohl daran liegt, dass er nicht anwesend ist, das Wetter ist nämlich supergut im Moment, und dann nimmt er immer spontan Urlaub.
Jedenfalls herrschte Aufruhr. Ziemlicher Aufruhr. Aber was sollten sie machen?
Sie sammelten für die Hochzeit in der Firma nicht viel Geld, denn auch andere (sagen wir mal die Intelligenteren) hatten mitgekriegt, dass sie vergackeiert worden waren.
Für einen Teil dieses gesammelten Geldes, sie selber hatten natürlich keinen STEURO dazu gegeben, kauften sie ein Glas Senf, ein Glas Honig und eine Packung Präservative. MOTZFOTZ selber verfasste den hochironischen Text der Hochzeitskarte. Dieser strotzte nur so vor Anspielungen, die sich allesamt auf die Fortpflanzung und vor allem auf die Kollegialität des DENUNZI bezogen. Den Rest des Geldes verprassten sie in einem grandiosen Sektfrühstück mit allen Schikanen – DENUNZI hatte an dem Tag Urlaub. Nie zuvor war man sich so nahe gewesen...
Alles andere, was sie planten, klappte nicht richtig: Zum Beispiel die Idee von INGA, DENUNZIS Hochzeitseinladungen zu vervielfältigen und in alle Brief-kästen in der Umgebung zu werfen. Sie taten es, WISPER verteilte jede Menge dieser nachgemachten Einladungen in die Briefkästen in der Umgebung, und auch INGA verteilte bei einem Stadtbummel einige davon an Passanten...
Oder die Idee, den Fernsehsender RL+T (Rück-sichtslos labern + tratschen) einzuspannen. RL+T war dafür bekannt, Leute unverhofft zu überraschen und dabei zu filmen... Aber sie hatten einfach nicht den Nerv, das in die Wege zu leiten.
Deswegen verspürten sie ziemlich viel Groll im Leib, und der verstärkte sich noch, als sie an dem besagten FREUTAG erfuhren, dass DENUNZI den Chef SHERMAN SHIT gefragt hatte, ob er seine Braut mit dem Berzedes Menz des Chefs abholen dürfe. Und der Chef hatte nicht nur JA gesagt, sondern seine Tochter, die grauenhafte MEDUSA, hatte auch noch höchstpersönlich den Menz mit Blumen geschmückt. Die blöde Nuss!
Und leider hüllte DENUNZI sich in Schweigen darüber, ob irgendwelche nicht eingeladenen Personen zu seinem grandiosen Hochzeitssektempfang erschienen waren.
Aber über die Hochzeitskarte und die Geschenke schien er sich auch nicht sehr zu freuen, denn er nahm sie nicht einmal mit nach Hause zu seiner frisch angetrauten... FRAU DOKTOR GURKE.
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Irgendwas kommt hier noch...
Montag, 22. September 2014
Dies ist ein sehr melancholischer Teil des Dramas – bis auf eine winzigkleine Blasphemie, die sich die Autorin erlaubt hat. ;-)
Man munkelt in der Firma, dass der oberste Boss SHERMAN SHIT früher selber mal ein kleiner Schieter war, der dann durch Einheirat der Big Boss geworden ist. Ältere Angestellte und vor allem solche, die schon sehr lange bei der Firma sind, können sich noch daran erinnern. Und tatsächlich, es stimmt: SHERMAN SHIT war früher ein simpler Vertreter!
Aber anscheinend hat er aus dieser Zeit nichts im Sinn behalten, weil er nämlich seine Angestellten wie Dreck behandelt. Natürlich macht er auch Ausnahmen. Da gibt es zum Beispiel in der Buchhaltung eine Person, welche des öfteren an ihrem Schreibtisch schläft – mit zurückgelehntem Kopf und leicht schnarchend. SHERMAN SHIT und auch seine Tochter, die man übrigens MEDUSA DIE SCHRECKLICHE nennt, haben nach Augenzeugenberichten diese Person schon einige Male schnarchend angetroffen. Aber sie haben in keinster Weise darauf reagiert, vielleicht nach dem Motto: Was NICHT sein DARF, das IST auch NICHT...
Eine wahrhaft philosophische Anschauungsweise, welche für ziemlich böses Blut in der Firma sorgt – vor allem bei denen, die selber faule Schweine sind – denn diese Person in der Buchhaltung macht WIRKLICH nichts, außer einmal im Mondum die Gehaltsabrechnungen.
Für sich selber ist SHERMAN SHIT aber sehr kreativ in der Hinsicht des Nichtseindürfens. Er ignoriert permanent, dass der fehlerhafte Schrott, den seine Firma verkauft, massenhaft Kosten nach sich zieht – gewaltige Schäden (infolge explodierender Kochtöpfe und der daraus resultierenden Hausbrände) werden vermeldet und müssen bezahlt werden, weil die Versicherung es neuerdings ablehnt, die Kosten zu übernehmen. Aber SHERMAN SHIT ignoriert das alles, er ist so reich, dass er die Firma nur noch als Hobby betreibt. In der Firma nämlich kann er die Leute quälen, triezen und nerven, und genau das macht ihm Spaß.
SHERMAN SHIT sitzt heimtückisch lächelnd in seinem riesigen Büro. Er weiß schon, wie er die Umsatzverluste einsparen kann. ER entzieht seinen Mitarbeitern einfach das Arbeitsmaterial. Es gibt nämlich schon seit Jahren keine neuen Unterschriftenmappen mehr, nur noch ekelhaft zerfledderte Dinger, die fast auseinanderfallen, es gibt keine neuen Aktenordner mehr, nur noch uralte verschimmelte, die auch fast schon auseinanderfallen. Seine Untergebenen müssen sich dieses ‚Büromaterial’ in dem katakombischen, nur schwach beleuchteten Keller des Gebäudes selber zusammen suchen, denn der Hausmeister darf nichts mehr an die Abteilungen übergeben.
Es gibt keinen einzigen Scanner im Haus, und wenn irgend jemand etwas in etwas anderes hineinkopieren will, dann muss er halt die Sachen ausschneiden, auf das andere kleben und dann das Werk fotokopieren. So einfach ist das! Für kompliziertere Dinge gibt es in seiner Firma ja genug I(n)dioten, die so tolle Dinge wie Scanner und Farbdrucker zu Hause rumstehen haben. Also warum unnötig das Firmenbudget damit belasten?
Außerdem lässt SHERMAN seinen eigenen Bau geradezu verrotten. Es scheint auf der MERDE üblich zu sein, sein Eigentum nicht pflegen zu wollen. Die Fenster schließen nicht mehr richtig. Es zieht in allen Büroräumen. Heizungen auf den Toiletten werden abgestellt (Griffe entfernt!), so dass bei starkem Frost die Leitungen einfrieren und üble Folgeschäden entstehen. Über die fast überall undicht gewordenen Wasserleitungen sieht der Chef großzügig hinweg. Und natürlich auch über den großer Schimmelfleck, der seit einiger Zeit auf der Wand hinter MOTZFOTZ’ Arbeitsplatz erschienen ist. Manchmal leuchtet der Fleck grünlich in der Dunkelheit – denn hell wird es durch die trüben Funzeln nicht – als wäre er radioemsig. Möglicherweise ist er ja radioemsig. Andererseits könnte es sich aber auch um ein Wunder handeln, um einen Propheten, der ein großes Ereignis ankündigt, vielleicht etwas wie die ACHT MERDEUNTERGÄNGE, die ab dem 1.1.1111* stattfinden sollen. Das wäre ungefähr in einem Jahr, und jeder lacht sich drüber kaputt...
*Im Jahre Null lebte auf der Merde ein gewisser Krystos, der Inhaber einer sagenhaft guten Gyros-mit-Pommes-Bude. Krystos war DER Religionsstifter überhaupt, seine Religion forderte zur Toleranz gegenüber den Mitmenschen auf – und zur Toleranz gegenüber verbranntem Gyros. Natürlich ging es nicht gut, Kriege fanden statt, Menschen wurden der Lästerung beschuldigt und daraufhin am Heiligen Gyros-Spieß gnadenlos verröstet.
„Er hat Halluzinationen“, INGA INDIOTA hat natürlich wie immer eine eigene Meinung zum leuchtenden Schimmelfleck, vor allem wenn Abteilungsleiter MOTZFOTZ etwas Ungewöhnliches von ihr verlangt. „Hat bestimmt wieder an der Wand geleckt....“
Gedanken von Big Boss SHERMANN SHIT...
Jeden Morgen schnappe ICH mir einen und mache ihn zur Sau, denn das fördert die Arbeitsmoral. Oder zumindest MEINE Laune. MEIN Lieblingskandidat ist eindeutig dieser Stotterer WISPER.
Und im Laufe des Vormittags mische ICH weitere Leute auf.
ICH gehe im Haus herum und meckere über das Licht das sie überflüssigerweise eingeschaltet haben. VERSCHWENDUNG! Wie immer springen sie auf und schalten es aus...
ICH kontrolliere jeden auch noch so kleinen Mist, sei es den Verbrauch von Klopapapier oder die ausgehenden Faxe.
Leider Gottes werde auch ICH alt, und ICH habe MICH jetzt entschlossen, MEINEN Neffen anzulernen. Er soll in MEINEN Spuren wandeln und MICH würdig vertreten. Er wird unauffällig im Raum nebenan sitzen und MIR zuschauen, bis er soweit ist...
Der Nachmittag ist auch sehr ergiebig, denn manchmal lasse ICH MIR jemanden kommen, der die Fransen MEINES Perserteppichs mit seinem Kamm ordnen muss. ICH mag den jungen WISPER halt...
Alle im Hause zittern, wenn SHERMAN SHIT einen seiner berüchtigten Rundgänge macht. DEAD MAN WALKING, so wird er insgeheim genannt, er ist ja auch schon ziemlich alt, so um die achtzig, er schleicht auf Gummisohlen durch das riesige Gebäude, er überrascht seine Angestellten, dringt in ihre Geheimnisse ein. Wenn er sie beim Sekttrinken erwischt, weil sie einen Geburtstag feiern, dann schweigt er dazu. Doch in Wahrheit bewahrt er alles auf, und wie ein uralter Elefant sinnt er auf Rache.
Trotzdem hat INGA INDIOTA manchmal Mitleid mit ihm. Verdammt noch mal, der Mann müsste doch total glücklich sein, er ist reich, er hat eine Familie, er hat Enkel – und dennoch kann er sich nicht von der Firma trennen. Oder von der Macht? Was für ein armes Schwein!
Diesmal erscheint das ‚arme Schwein’ unerwartet und kurz vor der Mittagspause. Im Schlepptau befindet sich sein kriecherischer Buchhalter, der sich dem Schreibtisch des Big Boss’ immer in extrem gebückter Körperhaltung nähert. Auch so ein armes Schwein, wie INGA denkt, er hat natürlich Angst um seinen Job, ist Familienvater und nicht mehr ganz jung.
Aber was wollen die beiden? Aha, sie inspizieren alle nicht mehr brauchbaren Geräte, als da sind: Eine uralte Druckergurke, die sich 1.) weigert, in Farbe zu drucken, 2.) Grafiken generell ablehnt und 3.) meistens gar nicht druckt. Ferner ein beinahe schon ausrangierter fast kaputter Laserdrucker, den sich die Abteilung vor drei Jahren an Land zog, weil ein fast kaputter Drucker immer noch besser war als gar kein Drucker.
SHERMAN SHIT fragt sehr ausführlich nach den Macken der Drucker, und bei INGA, die mit der obengenannte Druckergurke ‚arbeitet’ keimt so was wie Hoffnung auf, vor allem als der Chef sagt: „Den nehmen wir jetzt mit!“ „Oh wie schön!“, jubelt sie. „Ich krieg' einen neuen Drucker!“
„Ööööh, äääh, nein... Aber wir könnten den alten mitnehmen...“ Der Kriecher aus der Buchhaltung sieht bei diesen Worten noch verkrümmter aus als sonst.
„Nix da! Finger weg von meinem Drucker!“
Woraufhin Big Boss und Buchhalter unbefriedigt und ohne kaputte Drucker und sonstige Geräte von dannen ziehen. In der Abteilung gegenüber werden sie dann doch noch fündig: Man mustert einen Uraltbürostuhl aus, weil der Abteilungsleiter zu feige ist, dem zu widersprechen. Das ist ziemlich dumm von ihm, denn nun fehlt ein Sitzplatz für den Azubi.
Und INGA INDIOTA revidiert zum x-ten Mal ihre Meinung über den Chef, und zwar nicht zum Guten...
SHERMAN SHIT liebt es auch, seine ganz kleinen Angestellten auszuzeichnen, indem er sie häufig zu sich kommen lässt.
Der arme WISPER kriegt schon Krämpfe, wenn das Telefon geht, und die Stimme des Chefs sagt: „KOMMEN SIE!“
WISPER verdient erbärmlich schlecht, muss hart für diesen erbärmlich schlechten Verdienst arbeiten, und dummerweise macht er viele Fehler. In der eigenen Abteilung wird er nicht für voll genommen, fast jeder hackt auf ihm herum, sogar diese bescheuerte Nuss CALLY BLONDIE versucht sich darin .
WISPER ist nicht der Typ, der sich dagegen wehrt. Er ist froh, dass er hier sein darf, denn im Lager – aus dem Big Boss ihn holte, weil er zu geizig war, eine Bürofachkraft einzustellen – da haben wirklich ALLE auf ihm herumgehackt. Hier ist es ein bisschen besser, vermutlich weil die zu faul sind, jemanden permanent zu mobben...
Gespräche aus der Chefetage mit den Beteiligten SHERMAN SHIT, WISPER und später der MEDUSA, Big Boss’ Tochter:
„Herr WISPER, sie gehen doch in der Mittagspause immer raus. Können Sie einen Brief für mich einwerfen? In der Fragestraße 10?“
„Ja, kkann ich.“ WISPER atmet auf, denn die Fragestraße 10 ist keine zwei Minunzel entfernt und somit leicht erreichbar.
„Ich muss mich aber auf Sie verlassen können!“
„Kein Ppproblem, ich wwerf' ihn ein....“
Gesagt getan. WISPER wirft den Brief korrekt in den gewissen Briefkasten ein.
Umso erstaunter ist er, als er am gleichen Tag kurz vor Feierabend zwar nicht unerwartet – denn der Alte hat es auf ihn abgesehen – aber doch ziemlich unwirsch vom Big Boss angepfiffen wird:
„Wieso ist mein Brief nicht angekommen?“
„Wwweiß nicht, ich hab ihn eingggeworfen...“ WISPER ist ratlos.
„Zu wessen Händen denn?“ Die MEDUSA mischt sich unauffällig aber penetrant in das Gespräch ein.
„Ich hhab’ den Bbrief in den Bbriefkasten gewworfen.“ WISPER schwant Schlimmes. Er sieht, dass Blicke zwischen den beiden getauscht werden und denkt leicht stotternd, wie es so seine Art ist: ‚Oh Gott, lllass mich nnnicht den Wwwahnsinn des Aaalten ausbügeln mümümüssen!’
Aber leider Gottes muss er den Wahnsinn des Alten ausbügeln. Denn der Alte schiebt natürlich alle Schuld auf WISPER.
„Wir sollten ihn zurück in die Backstube schicken“, sagt er bissig zu seiner Tochter, der grauenhaften MEDUSA, welche zustimmend nickt.
Nun ja, WISPER ist ziemlich geplättet nach diesem Gespräch, und in der Nacht träumt er von der Backstube und von seiner Allergie gegen Mehlstaub.
Ist SHERMAN SHIT nun ein Sadist? Tja, das kann man so nicht sagen. Früher war sein mieser Charakter wohl nicht ganz so mies gewesen, aber die Verantwortung und das viele Geld, das er nun besaß – beides hat seinen Charakter nicht gerade zum Besseren verändert.
Und was sagt uns das?
Vielleicht, dass Geld und Macht den Charakter einer Person nicht zum Besseren verändern?
Aber das ist wohl nur auf der MERDE der Fall...
Samstag, 20. September 2014
Szenario:
Es ist kurz vor acht Uhr, und fast alle sind schon da, bis auf CALLY BLONDIE, die generell immer ein wenig später kommt.
Es scheint eine gewisse Aufregung zu herrschen. Abteilungsleiter Nummero 2 LABERZWERCH, hält ein Blatt Papier in der Hand und rudert wie wild mit seinen Armen herum, während er in dem kleinen Zimmer bei JANA ROBERTS steht, die gelangweilt aus dem Fenster schaut, wo gerade der volle runde Mondum im Untergehen begriffen ist. Ein wirklich schöner Anblick, denn der Mondum steht satt und kürbisfarben vor einem tiefblauen Himmel und...
„Janachen, das musst du mal lesen. Das neueste vom Chef! Das ist ja wohl die Höhe!“ Abteilungsleiter Nummero 2 LABERZWERCH wirkt sehr aufgeregt.
„Ach ja?“ JANA ROBERTS gähnt gelangweilt, während sie immer noch den Mondum beim Untergehen betrachtet, er bietet einen so viel netteren Anblick als LABERZWERCH und ist vor allem so still.
„Ich les’ es dir vor.“ LABERZWERCH räuspert sich kurz, holt tief Luft und redet und redet und redet, bis er endlich zum Schluss des Dokuments kommt: „...Zu hohe Temperaturen in der Wohnung sind zudem nicht gesund. Lufttemperaturen um 18°CH gelten als optimal für die Atemwege. Rat der Verbraucherschützer: Wenn zunächst Schwierigkeiten bestehen, mit einer Raumtemperatur von 18°CH bis 20°CH (auf der Merde hat ein gewisser Chauvi das Wasserthermometer erfunden) zurecht zu kommen, hilft schrittweises Absenken der Temperatur. Ein Pulli, lange Hosen und ein paar warme Socken in der kalten Jahreszeit können wahre Wunder bewirken...“
„Um was geht’s denn?“ INGA INDIOTA ist gerade in den kleinen Raum gekommen, um sich einen ersten Kaffee zu machen.
JANA ROBERTS guckt immer noch gelangweilt aus dem Fenster. Sie war mal zu schön und ist jetzt zu müde, um mit irgendwelchen Idioten oder Idiotinnen ein Gespräch zu führen.
„Morgen Inge!“ LABERZWERCH ist dankbar für jedes neue Publikum, das seine Geschichten vielleicht mehr zu würdigen weiß als seine verehrte Jana.
INGA INDIOTA weiß allerdings überhaupt nicht zu würdigen, dass sie Inge genannt wird. Insgeheim denkt sie, dass sie hier ein absolutes Nichts ist und noch nicht einmal einen eigenen Namen hat. Andererseits ist es ganz gut, ein bisschen anonym zu sein. Wenn die blöden Penner wüssten, was sie so alles treibt. Oder schreibt....
„Ich hab’ da eine richtig schöne Sache für Sie. Nachher, wenn Sie mal Zeit haben...“ LABERZWERCH hört sein Telefon von weitem klingeln und verschwindet eilig, um den Anrufenden platt zu reden.
„Äääächzzz. Na toll!“, INGA INDIOTA kriegt schon leichte Krämpfe, denn LABERZWERCH hat zwar selber keinerlei Ahnung von der EDV, aber von anderen Leuten erwartet er immer, dass sie alles können. Nein falsch, von seiner Lieblingsangestellten Jana erwartet er überhaupt nichts. Die war ja mal so schön....
„Ist er endlich weg?“ JANA ROBERTS macht ein leidendes Gesicht.
„Da hinten geht er hin.“
„Wo bleibt denn T-Rexilein?“, fragt JANA ROBERTS lässig.
„Hab’ sie eben noch in der Küche gesehen. Hat wieder viel zu essen mitgebracht,“ sagt INGA INDIOTA vieldeutig.
„Die wird auch immer fetter...“
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Man brüht Kaffee auf, begrüßt sich gegenseitig, denn mittlerweile ist auch CALLY BLONDIE erschienen. Nachdem alle krampfhaft vermieden haben, auch nur eine Spur von Allgemeinsinn oder gar von Freundschaft zu simulieren, trennt man sich, INGA INDIOTA und CALLY BLONDIE gehen in den großen Nichtraucherraum und lassen JANA ROBERTS und WISPER – ach ja der unauffällige fast stumme WISPER ist auch schon länger da – alleine vor sich hin schweigen, denn JANA ROBERTS ist eine feine Dame, die sich nicht mit jedem unterhält, außerdem ist sie sehr fleißig...
Hier die Schilderung eines durchschnittlichen halben Tages aus dem Büroleben der JANA ROBERTS:
8:00.... Muss erst mal eine halbes Stündchen ausruhen und Summa (ein Computerspiel) spielen.
8.30.... Ich packe ein paar Mäppchen aus.
8:40.... Ich sitze bewegungslos da und beobachte meine Kollegen, die alle schon schwer arbeiten.
8:50.... Der Chef kommt herein, ich springe auf und täusche Arbeit vor.
9:00.... Der Chef ist weg. Ich lese eine halbe Stunde lang die Wildzeitung.
9:30.... Ich schreibe drei Gutschriften.
9:35.... Ich mache den traditionellen Besuch bei meiner Freundin in der Zentrale.
10.15... Ich hämmere wie wild in die Tasten, damit auch alle hören, wie fleißig ich bin.
10:30... Ich muss mich entspannen und spiele ein halbes Stündchen Zollitär.
11.00... Ich gehe zum Chef und verlange eine saftige Gehaltserhöhung, ist ja schließlich alles so teuer geworden.
11:15... Ich fasse es nicht! Er hat abgelehnt! Na der wird sich noch umgucken... Jetzt mache ich erst mal gar nix mehr!
12:00... Endlich PAUSE!!!
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Im Laufe des Morgens scheint die Temperatur merklich zu fallen.
Alle fangen an, mit den Zähnen zu schnattern und machen Übungen, um sich ein bisschen aufzuwärmen.
„Verdammt noch mal! Ich frier mir den Arsch ab!“, sagt INGA INDIOTA aufsässig. „Morgen bringe ich eine Decke mit!“
„Ich auch!“ CALLY BLONDIE nickt begeistert.
„Nein, am besten bringe ich einen dieser Heimschlafsäcke mit. So einen mit ’nem Reißverschluss“, erklärt INGA INDIOTA. „Dann könnte ich damit immer zum Schrank hüpfen...“
CALLY BLONDIE fängt an zu lachen. „Hahaha, ja genau!“ CALLY BLONDIE muss nett zu INGA INDIOTA sein, denn die ist die einzige, die relativ nett zu CALLY BLONDIE ist und sie manchmal sogar verteidigt. Und man kann mit ihr immer so schön über die Roberts lästern.
JANA ROBERTS, die ab und zu untätig im großen Raum herumlungert, weil sie Langeweile hat, sagt nichts, denn für so etwas ist sie viel zu vornehm. SIE mit einer Decke? Niemals!!! Was wäre, wenn der höchste Chef SHERMAN SHIT sie mit einer Decke oder gar mit einem Heimschlafsack sehen würde? Das würde ja heißen, dass sie seinen Anordnungen nicht Folge leistet. Tief verborgen in ihrem Innersten weiß Jana, dass sie außerhalb dieser Firma nie mehr einen Job kriegen wird. Hier in der Firma zählt man nämlich zu den geschützten Arten, lebt in einer ökologischen Nische, wo solche Leute wie JANA ROBERTS geschützt sind, wenn auch nur durch einen geilen zweiten Abteilungsleiter. Andererseits hat Big Boss SHERMAN SHIT sie auch immer protegiert, genauso wie er INGA INDIOTA protegiert hat, die nach nichts aussieht, aber wahrscheinlich muss die ihre mangelhafte Attraktivität durch übersteigerten Arbeitseifer kompensieren... Natürlich denkt JANA ROBERTS das nicht so kompliziert, sondern eher in der Art wie: Die Indiota ist kein Männertyp und muss deswegen richtig arbeiten, im Gegensatz zu mir!
INGA INDIOTA, die bekannt für ihre ätzenden Kommentare ist, lässt sich durch Janas Schweigsamkeit nicht beeinflussen: „Ich glaube, der Alte will uns allmählich an die neue Kälte gewöhnen. Herr DENUNZI, wie viel Grad haben Sie auf dem Thermometer?“ Eine rein rhetorische Frage – es handelt sich nämlich um eines der Thermometer, welche diese Firma selber verkäuft – ergo kann es gar nicht genau gehen.
„Einundzwanzig Grad“, meint DENUNZI. Durch einen seltsamen Zufall passt der Name Denunzi ausgezeichnet zu DENUNZI. Er denunziert nämlich gerne Firmen, die ein bisschen Krach vor seinem Haus machen, wie es bei Bauarbeiten so üblich ist. DENUNZI ruft dann beim Ordnungsamt an und behauptet, diese Firmen würden illegale Fremdarbeiter beschäftigen – und er behauptet das nicht etwa leise wie ein ordentlicher Denunzierer – nein, er gröhlt es so laut, dass fast alle im Büro es mitbekommen. DENUNZI praktiziert also eine neue, öffentliche und erweiterte Form der Denunziation. Außerdem ist er ein ekelhafter rothaariger hitziger Typ, ein Typ, der Kälte braucht wie ein Eisbär. Und diese neue Kälte in der Firma bekommt ihm anscheinend ausgezeichnet. Dem blöden Sack, wie INGA INDIOTA denkt.
„Einundzwanzig Grad! Quatsch!“, meint sie entrüstet. „Das Ding ist doch kaputt!“ Sie weiß natürlich, dass dieses Thermometer aus der eigenen Firma stammt, einer Firma, die unter anderem Kochgeschirr herstellt, das sofort kaputt geht und nicht gerade die Erwartungen erfüllt, die man von einem Kochgeschirr hegt, nämlich Haltbarkeit und vor allem Dichtigkeit...
Die Tür geht auf, und herein kommt eine Kollegin aus der Abteilung von gegenüber. Ihre Lippen sehen schwer bläulich aus, und sie versucht durch heftige Bewegungen ihrer Arme, ein bisschen Wärme in ihre Glieder zu pumpen. Ihre Bemühungen scheinen aber erfolglos zu sein.
„Ich fffinde, es ist zzziemlich kkkkalt hhhhier hhhheute!“, schnattert sie mit den Zähnen.
„Du siehst das irgendwie nicht richtig“, sagt INGA INDIOTA „Du musst das als Sensibilisierung sehen. So quasi als Anpassung an die neue Kälte...“
„Hhhhhäääh?“
„Und es ist ja nur gut für uns...“
„Hhhhhäääh?“, sagt die Kollegin wieder, während sie weiterhin heftig mit den Armen rudert.
„ER denkt nur an unser Bestes“, Inga lächelt hämisch vieldeutig. „Und ich finde, meinen Atemwegen geht es schon viel besser...“
„Ööööchzzz“, sagt die Kollegin, und ihre blauen Lippen fangen an zu lächeln, weil sie es endlich kapiert hat.
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Am nächsten Tag haben alle ihre Heimschlafsäcke mitgebracht außer natürlich JANA ROBERTS und natürlich Heißblut DENUNZI.
Und alle warten sehnsüchtig auf den Frühling, aber bis der eintrifft, wird es noch ein Weilchen dauern, denn es ist erst Mitte Janna.
Fortsetzung vielleicht
Freitag, 12. September 2014
Ein Bürodrama auf dem fernen Planeten MERDE. Da dieser ganz schön weit weg ist, sollte uns eigentlich nicht jucken, was dort passiert.
Durch Zufall aber wird dieser Planet in der Galaxie Aktenkammer von Wesen bewohnt, die genauso aussehen wie die Bewohner des Planeten Erde in der Milchstraße. Und seltsamerweise gibt es dort auch ein Büroleben und eine Firma. Auf einem imaginären Schild über dem Eingang dieser Firma steht zu lesen:
DRUM LASSET IHR, DIE IHR HIER EINTRETET, ALLE HOFFNUNG FAHREN, DENN UNSER MOTTO LAUTET: WIR SIND ALLE SENIL, DEBIL UND VON HAUSE AUS BEKNACKT!
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Szenario:
Man sieht in einen großen Raum mit großen trüben Fenstern. Drei große Schreibtische stehen hintereinander. Auf allen drei Schreibtischen hocken total veraltete Computer mit dem Betriebssystem der Firma ‚Winzigzart’, die auf dem Planeten Merde praktisch das Monopol in Sachen Betriebssystemen inne hat (diese Betriebssysteme sind zwar nicht die besten, aber eben die häufigsten Betriebssysteme). Auch die Monitore passen sehr gut zu dem alten Gerät, es sind allesamt trübe Funzeln mit einer Auflösung von maximal 800x600 Fixeln, von deren Anblick man nach kürzester Zeit blind wird. Wer von diesen Fixelfunzeln noch nicht blind geworden ist, der wird dies mit Sicherheit von dem ‚Licht’ der wenigen noch funktionierenden Seonröhren, alldieweil der Rest der Röhren vom Chef der Firma zwecks Sparmaßnahmen schon lange außer Betrieb gesetzt worden ist.
Von diesem großen Raum aus erreicht man zwei kleinere Räume, die sich rechts und links wie Wurmfortsätze an den großen Raum anschmiegen.
In dem großen Raum riecht es relativ neutral. In den beiden kleinen Räumen riecht es nicht nur relativ, sondern ziemlich intensiv nach Zegiratten*.
*Zegiratten: Lange weiße Papierdinger, die mit einem seltsamen Kraut gefüllt sind – an dessen Wirkung sich niemand mehr erinnert – und deren eines Ende man anzündet und deren anderes Ende man sich in den Mund steckt und daran saugt. Das Saugen liegt den Säugern auf der Merde im Blut. Und obwohl diese Zegiratten schlecht schmecken, schlecht riechen und viele Leute von ihnen unangenehme und manchmal sogar tödlich verlaufende Krankheiten bekommen, erfreuen sie sich großer Beliebtheit auf dem Planeten. Natürlich gibt es einen permanenten Kampf zwischen Nichtsaugern und Saugern, aber der Kampf ist noch lange nicht entschieden. Die Sauger bestehen auf dem Grundrecht, sich kaputt zu saugen und ihren nichtsaugenden Mitwesen auf passive Weise das gleiche zugute kommen zu lassen, und die Nichtsauger kämpfen einen schier ausweglosen Kampf dagegen – der Kampf ist deswegen schier ausweglos, weil die Nichtsauger keine Lobby haben und außerdem als verbitterte, konsumfeindliche, der Wirtschaft schadende Meckerfritzen und Weicheier gelten, die sich mal nicht so haben sollen.
Die trüben Fenster deuten darauf hin, dass sie nur einmal im Jahr geputzt werden, vorzugsweise bei Minusgraden draußen, damit die Mitarbeiter drinnen mal richtig frieren können. Und der fleckig dreckige, teilweise verschlissene graue (???) Teppichboden deutet darauf hin, dass in ihm Mikroben und Kleinstlebewesen wohnen, die den Zustand der Feudalherrschaft und auch den der angeblich sozialistischen Republik mittlerweile überwunden haben sollten und die demnächst die Demokratie ausrufen werden.
Die äußere Elektrik der drei Computer hängt an wackeligen Steckdosen, ihre Verkabelung geht quer durch den Raum, ist vermischt mit dünneren Telefonleitungen, und das deutet darauf hin, dass der Chef der Firma es mit den Sicherheitsbestimmungen nicht so genau nimmt. Es ist doch auch viel besser, wenn man die Kontrolleure vom Ordnungsamt ein wenig schmiert, als für die gleiche Summe ein paar neue Steckdosen und ein paar von diesen flachen Plastiktunneln anschafft, die 1.) das Kabelgewirr verdecken und 2.) verhindern, dass die Angestellten sich öfter mal auf die Schnauze legen und dadurch eine kostbare antike Leitung aus der Wand reißen.
Und der ganze große Raum deutet darauf hin, dass es sich um einen sogenannten Nichtsaugerraum handelt, der umzingelt ist von zwei kleinen Saugerräumen, in denen nur EIN Sauger es jeweils schafft, ALLE Räume gut zu beduften.
Aber dies ist keine Geschichte über den Kampf zwischen Saugern und Nichtsaugern, sondern eine Geschichte über die seltsamen Gebräuche gewisser Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf dem fernen Planeten MERDE in der fernen Galaxie ‚Aktenkammer’, welche übrigens den galaktischen Staub und die damit verbundenen Allergien magnetikalisch anzieht...
Die Mitwirkenden:
MOTZFOTZ (Nichtsauger), Abteilungsleiter Nummero 1, ein noch recht agiler älterer Herr mit ziemlich gelben Zähnen, der eigentlich schon lange in Rente sein sollte, der aber trotzdem wacker weiter arbeitet, sehr zum Verdruss seiner Untergebenen. Böse Zungen behaupten, er würde es mit seiner Frau zu Hause nicht aushalten. MOTZFOTZ befindet in einem permanenten Kampf mit Firmen, die Treppenlifte herstellen (seine Frau kann die einzige Treppe im Haus nicht mehr hochgehen, weil sie es böse im Knie hat, und man hat schon diverse Treppenlifte im Haus einbauen lassen, die aber allesamt quietschen und somit einer so sensiblen Dame wie Frau MOTZFOTZ nicht zuzumuten sind). MOTZFOTZ ist typisch für diese Firma, die schwer an Überalterung leidet oder sie vielmehr noch fördert. Der greise, über 80jährige Buchhalter wird noch jeden Tag von seinem Blindenhund in die Firma geleitet und richtet dort meistens ein mittleres Chaos an. Der Buchhalter natürlich und nicht der Blindenhund, der Blindenhund ist okay. Aber wir wollen die Alten nicht verunglimpfen, die Jungen sind nämlich auch nicht viel besser.
LABERZWERCH (Sauger), Abteilungsleiter Nummero 2, circa fünfzig Jahre alt, klein von Gestalt aber von kräftiger Lungenkonstitution die LABERZWERCH dazu befähigt bis zu einer halben Stunde ununterbrochen ohne Luft zu holen auf (falls sie bis dato den Hörer nicht verschluckt haben) potentielle Kunden einzureden und ihnen ziemlich uninteressantes Zeug zu erzählen... Ufff!!! Der Zwerg... äääh Mann ist nicht sehr beliebt bei den Leuten, die er großkotzig für seine Untergebenen hält. Aber das sind sie nicht. Noch nicht. Siehe oben MOTZFOTZ.
DENUNZI (Nichtsauger), keine vierzig, also relativ jung für die Firma und kein Abteilungsleiter, obwohl er gerne einer sein möchte. DENUNZI ist relativ neu in der Abteilung, und keiner mag ihn. Könnte es daran liegen, dass er ein fauler nachlässiger Sack ist, der nur Scheiße baut (die andere auslöffeln müssen) und er auch sonst nicht sehr angenehm ist? Big Boss SHERMAN SHIT hat irgendwie Gefallen an diesem Typen DENUNZI gefunden und ihn eingestellt. SHERMAN SHIT ist bekannt dafür, solche Leute für seine Firma anzuheuern. Vermutlich, um die anderen zu demoralisieren.
INGA INDIOTA (Nichtsaugerin), eine über fünfzig Jahre alte Frau, die zwar aussieht wie ein bisschen über vierzig, aber trotzdem nicht mehr die Frischeste und Hübscheste ist, aber sie hat die meiste Ahnung von Preisen, von der EDV und überhaupt. Frau INDIOTA fühlt sich seit längerer Zeit überfordert, aber das ist sie alles selbst in Schuld, denn warum hat sie auch soviel Ahnung von allem, im Gegensatz zu den anderen, die so ein Mist wie Datenverarbeitung nicht im mindesten interessiert und die gut damit durchkommen?
CALLY BLONDIE (Nichtsaugerin), Spitzname: T-Rex, eine richtig junge Frau mit zwei recht kurzen Armen (siehe Spitzname), die zwar blond und jung, aber trotzdem oder vielleicht deswegen nicht so richtig lernfähig ist, denn nach einem Wochenende hat sie manchmal alles an Wissen vergessen, als ob jemand ihr Gehirn wie eine Festplatte formatiert hätte. Wahrscheinlich hat sie das Kelly-Bundy-Syndrom: Eine einzige neue Information kann bei Cally zur Löschung einer alten führen. Oder gleich zur Löschung von allen alten? Das wäre dann das KELLY-BUNDY-CALLY-BLONDIE-T-REX-SYNDROM.
JANA ROBERTS (Saugerin), eine wirkliche Exschönheit, die ziemlich in die Jahre gekommen ist, was aber Abteilungsleiter Nummero 2 LABERZWERCH nicht davon abhält, ihr immer noch in den Hintern zu kriechen. Jana hat keine besonderen Talente wie irgend etwas Künstlerisches, irgend etwas Nettes – oder gar die Fähigkeit, freiwillig etwas zu lernen (man kann ja immer die anderen fragen und wenn es zum zehntausendsten Mal ist), nein, ROBERTS hat nur eine Fähigkeit, nämlich früher einmal die Schönste unter der Sonne gewesen zu sein.
WISPER (Nichtsauger), ein sehr leise sprechender, circa dreißig Jahre alter Lagerarbeiter und auch ehemaliger Bäcker, den Big Boss SHERMAN SHIT aus dem Lager geholt hat, um zu beweisen, dass 1.) jeder Idiot Büroarbeit verrichten kann und dass 2.) solche Idioten viel dankbarer sind, weil man sie aus dem Lager geholt hat, denn dort sind sie von den anderen Mitarbeitern unbeschreiblich gepiesackt worden. Und wahrscheinlich sind sie auch deswegen aus dem Lager geholt worden, weil sie viel billiger sind als die gelernten Kräfte im Büro.
Ja, so ist Big Boss SHERMAN SHIT eben. Menschenfreundlich bis zum Exzess...
Fortsetzung hier....
dann werde ich heute nachmittag meine Nachfolgerin in der Firma treffen.
Nein, natürlich nicht IN der Firma, sondern in der neutralen Zone des EKZs.
Bin gespannt, denn es hat sich nach meinem Ausscheiden aus der Firma wohl einiges getan...
Ist es normal, wenn eine Bürokraft auch nach fünfzehn Jahren Arbeit mit dem PC nicht weiß, wie man neue Ordner anlegt? Obwohl man doch wahnsinnig gerne mit neuen Ordnern arbeitet?
Klar doch, wenn man jemanden hat, der einem alles macht, während man selber auf geistigen Durchzug schaltet...
Ist es nötig, wenn ein gewisser Herr Bödmann, seines Zeichens Abteilungsleiter solche Leute auch noch beim neuen Chef
anpreist wegen ihrer Verdienste? Leider fiel ihm nichts anderes ein als Korrespondenz und Ablage. Ablage macht die Guteste aber schon seit drei Monaten nicht mehr, da besucht sie lieber diverse
Freundinnen im Hause...
Jetzt hab' ich irgendwie den Faden verloren. Und warum rege ich mich überhaupt so auf? Weil sie mich bis zur letzten Sekunde nerven wird? Wahrscheinlich. Aber es ist ja bald vorbei, und dann muss sie Farbe bekennen, ich könnte mich jetzt schon schlapp lachen, denn meine Nachfolgerin wird nicht so blöd sein, ihr dauernd den Allerwertesten hinterherzutragen. HALLELUJA!
Tja, das bin ich wohl. Wochenlang haben sie herumgehärmt, dass mein Ausscheiden aus der Firma nichts Gutes bedeuten könnte, dass ich unersetzbar und unvergleichlich (dämlich?) wäre und dass sie mich alle ganz doll vermissen würden.
Den Zahn hab' ich mir mittlerweile gezogen, denn heute ging es schon ohne Tränen zu, mein bevorstehender Abschied wurde kaum noch erwähnt, meine letzten drei Tage sind uninteressant geworden, und ich hoffe jetzt nur, dass sie nicht noch irgendeinen einen Scheiß-Dingsbums für mich veranstalten, an dem sich die ganze bescheuerte Firma beteiligt. Ich hab' nämlich keine Lust, irgendwelchen Leuten, mit denen mich absolut nichts verbindet, noch einen ausgeben zu müssen.
Ich bin nämlich Legende und sonst nix...
PS: Und da ist noch ein anderer Zahn, den ich mir selber ziehen werde, ein ganz realer Backenzahn ist es, er wackelt sehr und ist nicht mehr zu retten...
1.) Der Chef zieht einer Angestellten eine
große Summe vom Weihnachtsgeld ab, weil sie
9 Tage krankgefeiert hat.
2.) Die Angestellte redet mit dem Chef - und verspricht ihm, ein
ganzes Jahr lang
nicht krank zu feiern.
3.) Die Angestellte feiert ein
ganzes Jahr lang
nicht krank und erhält tatsächlich das restliche Weihnachtsgeld.
4.) Sofort danach wird sie krankgeschrieben und das für mehrere Monate.
5.) Das ist doch alles
nicht wahr!
Ich mach's einfach in Form einer Umfrage, hab' schon lange keine mehr gemacht und lange keine mehr gesehen. Also was meint ihr? Was ist wahr? Leider kann man nur einmal ankreuzen...
Was ich damit sagen will? Bei uns in der Firma gab es ja immer schon Wahnsinnige, egal auf welcher Ebene...
Auflösung:
Alles ist wahr - bis auf Punkt 5... ;-)
„Wenn Sie also demnächst aufhören“, sagt Abteilungsleiter Bödmann zu Frau Iggy, „dann setzen wir uns vorher zusammen, und Sie zeigen mir, wie Sie das mit dem Excel machen...“
„Okay“, sagt Frau Iggy. „Kein Problem...“
PS: Dazu muss gesagt werden: Frau Iggy macht allen möglichen Mist mit Excel und Paint, weil sie nichts Besseres zur Verfügung hat. Mit diesen primitiven Mitteln erstellt sie Druckvorlagen für Kataloge, macht Angebötchen mit Bildchen, Statistiken sowieso, behelligt Bödmann nicht mit Umsatzmeldungen, die auf den Server gewisser umsatzstarker Verbände geladen werden müssen, und macht blahblahblah, auch sonst noch einiges.
„Und Frau Weinlich kann dann auch zuschauen“, sagt Bödmann.
„Ja sicherlich“, sagt Frau Iggy und grinste sich einen. Frau Iggy versucht schon seit Jahren, Frau Weinlich für diese Sachen zu interessieren, aber Frau Weinlich hat ein Gehirn wie ein Sieb - und wohl auch nicht das Interesse dafür...
„Gut, dann machen wir das demnächst“, sagt Bödmann.
„Gut“, sagt Frau Iggy. „Aber nur, wenn Sie folgende Bedingungen erfüllen...“
„Ja watt denn?“ sagt Bödmann und guckt blöde.
„Sie müssen am Wochenende mindestens drei Stunden lang Solitär spielen, um sich mit der Maus vertraut zu machen.“ (Es ist nämlich eine Zumutung, Bödmann zuzusehen, wie er mit der Maus umgeht. Plump ist das, er fasst sie an, als hätte er ein Beil in der Hand, mit dem er Harakiri begehen wollte...)
„Hahahahahaha“, sagt Bödmann lachend.
Und Frau Iggy verspürt ein Gefühl, das sich manifestiert in dem Gedanken: „Die werden noch richtig weinen, wenn ich weg bin...“